Fasnacht Langenthal: Wie Narren ihren Pflichten nachkommen
Regeln einhalten gilt auch während der fünften Jahreszeit. An die Maskentragpflicht beim Umzug hielten sich fast alle. Auch das schöne Wetter hielt sich ans Motto und machte sich plötzlich «uf u dervo».
Es war ein Wetterumsturz der heftigen Sorte. Plötzlich fegte ein Sturm durch die Obere Marktgasse. Der arme Bannermann der Guggi Zunft zu Olten konnte sich in der Folge fast nicht mehr am Boden halten. Verzweifelt versuchte er, sein Banner, welches ihn wie eine Marionette vor sich her trieb, zu bändigen. Rund um ihn herum wirbelten kleine Konfettitornados durch die Luft.
So plötzlich der Umsturz kam, so rasch war er vorbei. Die stürmischen Böen wurden abgelöst von tristen Regenwolken, die sich bis in die Abendstunden über Langenthal entleerten.Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt die meisten Wagenbauer und Guggen schon vorbeigezogen.
«Langenthal forever!»: Was den Zuschauern des grossen Langenthaler Fasnachtsumzugs besonders gefiel, sehen Sie im Video. Video: Florine Schönmann
Das diesjährige Fasnachtsmotto «uf u dervo» regte die kreativen Superhirne der Fasnachtscliquen in vielfältiger Weise an. Etwa die Clique Guggumere, welche Kultauswanderer Hermann Schönbächler in Szene setzten. Oder Spon-Tan, die als «Feasy Rider» in Peter-Fonda-Manier durch Langenthals Gassen heizten. Alle in dieselbe Richtung, das dachten einzig die Roggwiler.
Das liegt vor allem daran, dass sich das Motto der Roggwiler Fasnacht («weri britisch») perfekt mit jenem der Langenthaler verbinden liess. Der Brexit im letzten Sommer war schliesslich die britische Art, sich aus der EU «uf u dervo» zu machen.
Auf das Feld der Lokalpolitik wagten sich die Cliquen leider für einmal nicht. Einzig die Bärenbande setze einen Nadelstich Richtung Hans-Jürg «Hügü» Schmied, indem sie ihm den Fasnachtsnobelpreis für den langweiligsten Stapi-Kandidaten verlieh. «Hügü, e chli meh Trump – de längts!?», rieten sie Schmied für die nächste Kandidatur.
LFG müsste sich selbst strafen
Ein besonderes Augenmerk galt in diesem Jahr den Gesichtsbedeckungen der Umzugsteilnehmenden. «Eine Maske erzählt uns mehr als ein Gesicht», sagte einst der irische Schriftsteller Oscar Wilde. Dieser Satz könnte genauso gut von der Langenthaler Fasnachtsgesellschaft (LFG) stammen.
Sie wollte in diesem Jahr besonders genau hinschauen, ob die geltende Maskentragpflicht beim Umzug eingehalten wird. Den Cliquen, die gegen diese Regel verstiessen, drohte die LFG gar finanzielle Sanktionen an. Im Interview von letzter Woche bekräftigte Fasnachtsober Markus Gfeller diese Absicht gar nochmals.
Als unvoreingenommener Zuschauer kam man gestern zum Schluss, dass die LFG vor allem sich selbst strafen müsste. Sie war nämlich der einzige Umzugsteilnehmer, der nicht einmal einen Farbstreifen im Gesicht hatte. Alle anderen Cliquen hielten sich fast ausnahmslos an die Maskenpflicht.
Einzig die Kinder und die Hornmusikanten tanzten aus der Reihe, Zweitere vor allem, weil eine Maske ihre musikalische Fähigkeiten einschränken würde. Ob es doch vereinzelte Verstösse gab, will die LFG aber noch mit Videobeweis auswerten. So ernst kann Fasnacht sein.
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