Familienbande in Steffisburg
Gleich drei Familien sind in den nächsten vier Jahren doppelt in der Gemeindepolitik vertreten: Ein Elternteil dreier Parlamentsmitglieder sitzt im Gemeinderat.
Die Freude steht SP-Gemeinderätin Ursulina Huder-Guidon (60) und Marc Huder (32) am Tag nach den Wahlen ins Gesicht geschrieben. Seit Sonntag nämlich ist Huder-Guidon nicht mehr das einzige Familienmitglied, das auf dem Steffisburger Politparkett tanzt: Sohn Marc konnte einen der acht SP-Sitze im Grossen Gemeinderat erobern. Der Maschinentechniker HF, der bei der Studer AG in der Entwicklung arbeitet, habe als einziges ihrer drei Kinder bereits im jungen Alter Interesse an der Politik gezeigt, sagt Ursulina Huder.
«Ich nahm ihn mit an Demos in Bern – als es mir zu viel wurde, fand er erst Gefallen am Geschehen.» Bereits vor vier Jahren habe ihn seine Mutter zur Kandidatur bewegen wollen, sagt Marc Huder. «Da war ich mir aber noch nicht sicher.» Interessant werde die Zusammenarbeit in der Fraktion, ist Ursulina Huder überzeugt. «Wir werden dort neu in unsere Rollen finden müssen», sagt sie.
«Und lernen, als Parlamentarier und Exekutivmitglied miteinander zu sprechen», ergänzt er. An ihrer Art, zu politisieren, werde sich nichts ändern, wenn ihr Sohn im GGR sitze, sagt Ursulina Huder: «Ich habe immer auf Authentizität und Glaubwürdigkeit gesetzt und werde das auch weiterhin tun.» Marc Huder hat aktuell nicht das Ziel, in die Gemeinderatsfussstapfen seiner Mutter zu treten. «Ich fange nun erst einmal im GGR an. Alles Weitere wird sich zeigen.»
Schwarz wie ein Profi
Auch das politische Wirken von Elisabeth Schwarz-Sommer (62) im GGR und später im Gemeinderat von Steffisburg, aber auch im Grossen Rat des Kantons Bern hat offensichtlich auf einen Teil ihrer Kinder abgefärbt. Sohn Stefan (32) schaffte auf jeden Fall am Wochenende den Sprung in den GGR auf Anhieb und verdrängte mit seiner Wahl auch einen Bisherigen aus der SVP-Fraktion.
«Dass ich gleich einen Sitz machen konnte, freut mich natürlich – auch wenn es ganz und gar nicht das Ziel war, bewährte Kräfte zu verdrängen», sagt Stefan Schwarz – und analysiert schon wie ein ausgefuchster Politprofi: «Aber dieses Risiko hat die Wahlleitung in Kauf genommen, als sie entschied, alle Kandidaten zweimal auf der Liste aufzuführen.»
Die Tatsache, dass er von vier Geschwistern das einzige sei, das sich politisch engagiert, zeige, dass es nie Druck von den Eltern oder namentlich der Mutter in diese Richtung gegeben habe, erklärt der Geschäftsführer einer Landmaschinenwerkstatt. Die Mutter wiederum freut sich, «dass unsere Familie in Steffisburg weiter aktiv mitgestaltet – auch wenn meine Laufbahn dereinst zu Ende gehen wird».
Tipps von Gerbers?
Einer, der Marc Huder und Stefan Schwarz den einen oder anderen Tipp mitgeben könnte, wie man als Sohn eines Gemeinderatsmitglieds im GGR agieren soll, ist Urs Gerber (29). Er sitzt seit Anfang 2018 für die EDU im Parlament, wo er für Elisabeth Tschanz nachrückte. «Es tut gut, ein vertrautes Gesicht zu sehen», sagt der Busmechaniker im Dienst der STI, «und es macht Freude, wenn wir uns am gleichen Ort für etwas engagieren können.»
Beobachtet oder gar unter Kontrolle fühle er sich indes «auf keinen Fall!». Wie in der Familie Schwarz ist auch Gerber das einzige Kind, das politisch aktiv ist. «Ich bin schon früh in die Politik eingestiegen, sodass die Kinder schon in jungen Jahren mitkriegten, dass Politik ein Thema ist bei uns», sagt indes Vater Christian Gerber (57), von Beruf Revierförster.
Auch er sagt, der Sohn hätte durchaus die Möglichkeit gehabt, einen anderen politischen Weg einzuschlagen als der Vater. «Aber zu meinem Erstaunen sind wir uns oft einig», sagt der Vater lächelnd.
Neben drei Elternteilen mit einem Sohn im Parlament gibt es in Steffisburg seit 2009 ein Onkel-Neffe-Verhältnis in der Steffisburger Politik – allerdings unter umgekehrten Vorzeichen: Onkel Werner Marti sitzt für die SVP im Ortsparlament, Neffe Jürg Marti präsidiert derweil als Mitglied derselben Partei die Gemeinde und den Gemeinderat.
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