Fängt mit 66 Jahren das Rentnerleben für alle an?
Während sogar FDP und Wirtschaftsverbände zurzeit die Finger vom heissen Eisen Rentenalter lassen, machen Thurgauer Unternehmer einen neuen Vorschlag: Er führt in zwölf Jahren zu Rentenalter 66.

Zweieinhalb Monate nach dem Scheitern der Rentenreform warten alle auf Alain Berset (SP). Der Sozialminister hat angekündigt, noch 2017 erste Vorschläge für eine neue Reform vorzulegen. Die letzte Bundesratssitzung des Jahres ist nächsten Mittwoch.
So gesehen kommt der Vorschlag, den Thurgauer Unternehmer am Dienstag präsentierten, gerade noch zur rechten Zeit. Trotzdem wird ihn Berset nicht aufnehmen. Denn die Industrie- und Handelskammer Thurgau fasst ein heisses Eisen an: das Rentenalter. Sie will es nicht bei der Erhöhung des Frauenrentenalters auf 65 Jahre belassen, die Berset erneut vorschlagen wird.
Nein, die Unternehmer wollen das Rentenalter bis 2032 für alle auf 66 Jahre anheben. Sie sprechen von einer «fairen», schrittweisen, planbaren Erhöhung innerhalb von zwölf Jahren. Für die Frauen wäre der Anstieg schneller als für die Männer, aber weniger schnell als bei der gescheiterten Reform.

Die Chancen des Vorschlags im Parlament sind klein. Selbst die FDP will in der bevorstehenden AHV-Reform die Finger von einer Erhöhung des Rentenalters lassen, um die dringliche Vorlage nicht zu gefährden. Auch die nationalen Wirtschaftsverbände halten sich zurzeit zurück.
Aus Sicht der Thurgauer ist das falsch. Die Diskussion müsse jetzt geführt werden. Die Stichworte sind bekannt: steigende Lebenserwartung, rasche Zunahme der Anzahl Rentner, weniger Erwerbstätige pro Rentner.
Laut den Thurgauern braucht es auch mit ihrem Vorschlag immer noch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, um die AHV zu stabilisieren. Sie lasse sich aber auf ein «verkraftbares» Mass beschränken.
Weiss man denn im Thurgau nicht, dass die Bevölkerung wenig Freude an einem Rentenalter jenseits der 65er-Schallgrenze hat? Doch, aber die Industrie- und Handelskammer glaubt an die Mehrheitsfähigkeit ihres Vorschlags. Vorstandsmitglied Dominik Hasler verweist auf die Nachbefragung zur Abstimmung vom September.
Darin haben 48 Prozent dieser Aussage zugestimmt: «Wir kommen nicht darum herum, das Rentenalter auf 67 Jahre zu erhöhen, um die AHV langfristig zu sichern.» 49 Prozent widersprachen. Daraus folgert Transportunternehmer Hasler, die Bevölkerungs sei sich der demografischen Herausforderung bewusst.
Die Politik solle «das Unvermeidliche nicht in die Zukunft verschieben, sondern rechtzeitig in der Gegenwart anpacken».
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