«Fabrikool» am Ende – Neuhaus verteidigt Räumung
Die Besetzung der Alten Schreinerei in der Länggasse ist Geschichte. Die Polizei hat das vom «Fabrikool»-Kollektiv besetzte Gebäude am Dienstagmorgen geräumt. Dies sei keine Absage an Zwischennutzungen, betonte Baudirektor Christoph Neuhaus.
Seit Ende April war es eine Frage der Zeit, bis die besetzte Schreinerei in der Berner Länggasse polizeilich geräumt sein würde. Nachdem das «Fabrikool»-Kollektiv die vom Kanton gesetzte Frist zum Auszug hatte verstreichen lassen, reichte dieser Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung ein. Und er stellte einen Räumungsantrag. «Diesen haben wir vollzogen», sagte Ramona Mock von der Medienstelle der Kantonspolizei Bern am Dienstag auf Anfrage.
Kurz vor sieben Uhr am frühen Dienstagmorgen vermeldeten auf den sozialen Medien die ersten Einträge, dass im Morgengrauen die «Fabrikool»-Räumung begonnen habe. Offenbar waren zu Beginn auch Sondereinheiten im Einsatz, die abgezogen wurden, als klar war, dass sich niemand im Haus befand.
Im Lauf des Vormittags entfernten Handwerker unter dem Schutz von Polizeikräften, die das Areal umstellten, Transparente von der Hausfassade, fällten einen Baum, rissen Sträucher aus. Ein Fenster nach dem anderen wurde mit Holztafeln verschalt, und am Nachmittag war das ganze Haus mit einem Gerüst umstellt.
«Bis das Haus umgebaut werden kann, wird es mit einer vier Meter hohen Schutzwand gesichert, und eine Sicherheitsfirma überwacht das Gebäude», sagte der kantonale Baudirektor Christoph Neuhaus (SVP) am Nachmittag an einer kurzfristig angesetzten Medienorientierung.
Neuhaus: «Wir dulden keinen vertragslosen Zustand»
Neuhaus betonte, dass er Zwischennutzungen sinnvoll finde, und der Kanton wolle auch weiterhin dazu Hand bieten. Beim alten Gebäude an der Fabrikstrasse, das Anfang 2017 vom «Fabrikool»-Kollektiv besetzt wurde, seien die Voraussetzungen dafür aber nicht mehr gegeben gewesen.
«Wir dulden keinen vertragslosen Zustand», erklärte Neuhaus. Zu diesem war es gekommen, weil das Besetzerkollektiv nach dem Verkauf der Liegenschaft im September 2018 den nach der Besetzung mit dem Kanton ausgehandelten Zwischennutzungsvertrag fristlos kündigte. Das Haus sei jetzt wieder besetzt, erklärte das Kollektiv, und man werde die nächsten fünfzig Jahre bleiben.
In den letzten Monaten habe sich das «Fabrikool»-Kollektiv von einem Verein mit klar bezeichneten Ansprechpersonen zu einer Gruppe gewandelt, mit der kaum noch kommuniziert werden konnte, sagte Neuhaus an der Medienkonferenz. Weil der Kanton für das Gebäude zuständig sei und im Notfall Zugang haben müsse, habe dies nicht akzeptiert werden können.
Zudem seien die Käufer – zwei Architekten, die einen Quartiertreffpunkt mit Markthalle, Restaurants und Studentenwohnungen realisieren wollen – verunglimpft und bedroht worden. Schliesslich schädigten die Besetzer laut Neuhaus mit Sprayereien oder mit dem Einbau von Fenstern sowie eines Ofens zunehmend die Substanz des denkmalgeschützten Hauses, in dem grosse Brandgefahr herrsche.
Am späteren Morgen hatten sich rund 20 Sympathisierende vor dem Haus eingefunden, die das Geschehen ruhig beobachteten. Laut Regierungsrat Neuhaus hätte das Kollektiv unter geregelten Bedingungen bis Ende Jahr im Haus bleiben können. Bis dann möchten die Verantwortlichen über eine Baubewilligung verfügen, 2021 soll das sanierte und umgebaute Haus bezogen werden können.
SDA/hae/chh/flo
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