EZB bringt Banken ins Wanken
Die Europäische Zentralbank akzeptiert keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheit. Nun kämpfen mehrere Banken ums Überleben. Die abgerufenen Notfallkredite stiegen über Nacht um 450 Prozent.

Weil die Europäische Zentralbank (EZB) griechische Staatsanleihen auf die rote Liste gesetzt hat, sind nun offenbar mehrere Banken ins Taumeln geraten. Über Nacht sind die abgerufenen Notfallkredite um rund 450 Prozent gestiegen. Dies teilte die EZB heute mit.
Insgesamt wurden 4,9 Milliarden Euro an Krediten abgerufen, die nur bis zur Eröffnung des Handels am Morgen laufen. Die EZB hatte auf die Notfallkredite als Ausweichlösung explizit hingewiesen.
Milliardenkredite zu günstigen Konditionen
«Das Problem ist, dass vor allem deutsche Banken das Geld nicht mehr ans Ausland verleihen», sagte der französische Regierungsberater und Chefvolkswirt der Bank Natixis, Patrick Artus. Sie hätten immer noch Angst, das Geld nicht zurückzuerhalten. Deshalb sei die EZB nun gezwungen einzuspringen.
Heute Mittag stellt die EZB den Banken erneut Milliardenkredite zu extrem günstigen Konditionen zur Verfügung. Sie will den rund 6000 registrieren Instituten Geld zu nur einem Prozent für bis zu drei Jahre leihen. Bei der ersten Aktion dieser Art hatte die EZB im Dezember bereits knapp eine halbe Billion Euro verteilt.
Die meisten Banken schwimmen im Geld
Artus erwartet, dass sich die Banken um die 400 Milliarden Euro leihen werden. EZB-Präsident Mario Draghi selbst sprach Anfang Februar von einer Summe in Höhe des im Dezember erreichten Volumens. Gleiches erwartet auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Auch über Zahlen von bis zu einer Billion Euro war in den vergangenen Wochen spekuliert worden. «Die Unsicherheit ist hoch», sagte Postbank-Volkswirt Heinrich Bayer.
Während einigen Banken das Geld fehlt, schwimmt der Rest im Geld: Sie parkten in der Nacht zum Mittwoch 481 Milliarden Euro bei der EZB. Zwar gibt es erste Zeichen, dass die Banken das viele Geld nutzen, um wieder Staatsanleihen zu kaufen – ein Vorgang, der abschätzig auch «Sarko-Handel» nach dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy genannt wird; das meiste Geld schwappt aber immer wieder zurück zur EZB.
Commerzbank-Vorstandsvorsitzender Martin Blessing hatte in der vergangenen Woche angekündigt, keine Staatsanleihen der Schuldenländer mehr kaufen zu wollen. «Ganz offen: Ich glaube, von den Papieren haben wir schon genug», sagte er mit Blick auf die Verluste, die Deutschlands zweitgrösste Bank deswegen verkraften musste.
dapd/wid
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