Ex-Trump-Berater plaudert aus dem Nähkästchen
Don McGahn war 20 Monate lang Rechtsberater des US-Präsidenten. Nun hat er Parteifreunden von seiner Zeit im Weissen Haus erzählt.

Nein, den Titel populärer und angenehmer Chef wird er wohl nie erhalten. Die Rede ist von Donald Trump, der wegen seiner impulsiven Art einen ungemein hohen Personalverbrauch in seinem Mitarbeiterstab provoziert. Jüngste Beispiele für die vielen Wechsel im Weissen Haus sind Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen und Secret-Service-Chef Randolph Alles.
Zu den Dutzenden von Abgängen unter Trumps (wuchtiger) Führung gesellt sich auch Don McGahn. Der Jurist war von Januar 2017 bis Oktober 2018 Rechtsberater des US-Präsidenten gewesen. Dass McGahn nicht nur gute Erfahrungen mit seinem mächtigen Boss gemacht hatte, erzählte er bei einem Mittagessen mit 40 republikanischen Senatsmitarbeitern. Nicht alles, aber einiges ist von der gemütlichen Runde an die Öffentlichkeit gedrungen: Die US-Nachrichtenplattform «Axios» beruft sich dabei auf zwei Informanten, die ebenfalls zu Tische sassen und ihre Ohren ganz weit aufspitzten.
McGahn soll unter anderem gesagt haben: «Ich habe die letzten paar Jahre damit verbracht, angeschrien zu werden. Und ihr werdet möglicherweise bald etwas über einige der lebhafteren Debatten, die ich mit dem Präsidenten geführt habe, lesen.» Dabei habe der Jurist den Bericht von Sonderermittler Robert Mueller nicht ausdrücklich erwähnt. Aber laut anderen Personen, die sich im Raum befanden, soll sich McGahns Bemerkung auf diesen Bericht bezogen haben. Gemäss «Axios» nahm Muellers Mannschaft Gespräche, an denen McGahn ebenfalls teilgenommen hatte, sehr genau unter die Lupe. Muellers Leute wollten feststellen, ob Trump die Justiz in der Russland-Affäre behinderte – oder nicht.
Eine spezielle Struktur im Weissen Haus
McGahn lobte zwar beim Lunch seinen ehemaligen Chef, wies aber auch auf die Gefahren seiner Amtszeit hin. Trump leite das Weisse Haus anders als seine Vorgänger, bemerkte der ehemalige Rechtsberater. Der Punkt sei, dass es in Washington D.C. keinen Stabschef im üblichen Sinne gebe, erklärte McGahn. Trump möge keine Mittelsmänner, er vertraue nicht einer einzelnen Person, welche die Rolle als Pförtner einnehme. Es überrascht auch nicht, dass McGahn ausführte, dass kein Stabsmitarbeiter speziell bevollmächtigt sei, weil Trump der Mittelpunkt oder die Nabe sei und deshalb die Entscheidungen allein treffe. Die hochrangigen Helfer seien nur die Speichen.
Der Jurist habe auch davon geschwärmt, womit der Präsident so davonkomme. Trump könne etwas tun, das 180 Grad entgegengesetzt zu dem sei, was er (McGahn) ihm geraten habe. Aber es funktioniere irgendwie. «Wenn es 179 Grad wären, würde es nicht funktionieren», gab McGahn zu.
Trump nehme bei Diskussionen normalerweise die konservative Stellung ein. Der US-Präsident treffe die Entscheidungen sehr schnell. Für einen Berater sei es deshalb wichtig, rasch bei seinem Boss zu sein, bevor dieser eine Entscheidung verkünden könne, die unter Umständen von schlechten Informationen herrühre.
Verhältnis wegen Russland-Ermittlungen belastet
Die «New York Times» hatte im letzten Herbst berichtet, dass das Verhältnis zwischen Trump und McGahn wegen der Russland-Ermittlungen belastet gewesen sei. Trump werfe McGahn vor, es sei ihm nicht gelungen, Justizminister Jeff Sessions daran zu hindern, sich wegen Befangenheit aus den Russland-Ermittlungen herauszuhalten. Trump sei damals «explodiert» und habe McGahn gesagt, er brauche einen Justizminister, der ihn schütze.
Am besagten Mittagessen ging der ehemalige Rechtsberater nicht konkret darauf ein. Doch am Ende bemerkte McGahn vielsagend: «Wenn Trump etwas öffentlich sagt, ist es schwer, ihn wieder einzufangen.»
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