Prozess in DüsseldorfEx-Fussballer wegen Kinderpornografie vor Gericht
Christoph Metzelder wurde für sein Engagement für benachteiligte Kinder vielfach ausgezeichnet. Nun wird ihm vorgeworfen, er habe Bilder von sexualisierter Gewalt gegen Kinder verschickt.

Die 40-jährige Hamburgerin Esmeralda J. hat der «Zeit» im Februar erzählt, wie sich ihre Affäre mit Christoph Metzelder auf einmal in eine gefährliche Richtung entwickelte. Sie habe mit dem Ex-Fussballprofi per Chat sexuelle Fantasien ausgetauscht, da habe dieser die Rede auf Teenager gelenkt, die sie gemeinsam verführen könnten.
Um sicher zu sein, was er damit meine, so erzählte es die Zeugin der «Zeit», habe sie vorgegeben, ebenfalls interessiert zu sein. Da soll Metzelder ihr per Whatsapp Bilder von sexualisierter Gewalt gegen kleine Mädchen zugeschickt haben. Schreckliche Bilder, die sie traumatisiert hätten, so Esmeralda J. Schliesslich ging die Frau mit den Fotos zur Polizei. Metzelder wurde wenig später festgenommen, direkt aus einem Trainerlehrgang. Das war im September 2019.
Metzelders Verteidiger Ulrich Sommer bestritt die Darstellung der Zeugin. Esmeralda J. sei eine «Initiatorin» und «Provokateurin», sagte Sommer der «Süddeutschen Zeitung». Zudem ein «Spielball höherer Interessen»: Mit Metzelders Prominenz solle die Verschärfung des Strafrechts hinsichtlich Kinderpornografie durchgesetzt werden.
«Natürlich nicht pädophil»
Nach eineinhalbjähriger Vorbereitung beginnt nun am Donnerstag vor dem Amtsgericht Düsseldorf der Prozess gegen den 40-Jährigen. Metzelder wird vorgeworfen, drei Frauen insgesamt 29 kinderpornografische Bilder oder Videos zugeschickt zu haben. Zudem hat man auf seinem Handy 297 solche Bilder sichergestellt. Dem Angeklagten droht eine Freiheitsstrafe zwischen 3 Monaten und 5 Jahren.
Der Sachverhalt als solcher ist wenig umstritten. In einem Interview mit dem Privatfernsehsender RTL räumte Metzelders Anwalt vor kurzem ein Fehlverhalten seines Mandanten ein: «Er weiss, was er gemacht hat, er weiss auch, dass man das als Fehler bezeichnen kann.» Sommer betonte, Metzelder «sei über sich selbst erschrocken, dass es so etwas wie ein Doppelleben gibt». Der Ex-Fussballer hat eine elfjährige Tochter. Er sei derzeit in Therapie. Und er sei «natürlich nicht pädophil».
Der Anwalt wies darauf hin, dass Metzelder schon vor dem Prozess sozial geächtet worden sei. Nicht nur seine berufliche Existenz als Leiter einer Sportmarketingagentur, als TV-Experte, Stiftungsleiter und angehender Fussballtrainer sei zerstört worden, sondern auch seine soziale. Es sei einsam um ihn geworden. Metzelders Anwälte versuchten im Laufe des Verfahrens immer wieder zu verhindern, dass dessen Name öffentlich genannt oder über Details aus den Ermittlungen berichtet wurde.
«Schutzengel» gegen Kindesmissbrauch
Das öffentliche Interesse ergab sich freilich nicht nur aus der Neugier auf das Privatleben von Prominenten, sondern daraus, dass die Vorwürfe so krass dem Bild widersprachen, das die meisten von Metzelder gehabt hatten. Schon als Profi hatte dieser eine Stiftung gegründet, die sich für sozial benachteiligte Kinder einsetzte. Als «Schutzengel» einer Initiative engagierte er sich als zudem gegen Kinderprostitution und sexuellen Missbrauch. Der engagierte Katholik wurde dafür 2005 mit einer Audienz bei Papst Johannes Paul II. belohnt.
2011 erhielt Metzelder für den jahrelangen Einsatz seiner Stiftung den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, 2017 aus den Händen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz am Bande. Im Kuratorium seiner Stiftung sassen Grössen wie Ursula von der Leyen, heute Chefin der EU-Kommission, oder der ehemalige Mainzer Kardinal Karl Lehmann.
Als Fussballer hatte Metzelder für Dortmund, Schalke, Real Madrid und 47-mal für die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Mit Dortmund und Real gewann der eloquente Innenverteidiger nationale Meisterschaften, mit Deutschland wurde er 2002 Vizeweltmeister. 2006 gehörte er zu dem Team, das das Land (und die Welt) bei der Heim-WM mit dem dritten Platz verzückte.
Dominique Eigenmann ist seit 2015 Deutschlandkorrespondent in Berlin. Nach einem Studium der Germanistik und Philosophie in Zürich und Paris begann er 1994, für den «Tages-Anzeiger» zu schreiben.
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