«Etwas denken, was noch niemand gedacht hat»
Die Assoziation seines Namens mit einer Farbe findet Matthias Blau schon lange nicht mehr originell. Mit weitaus mehr Begeisterung spricht der Professor für theoretische Physik über seine Arbeit, schwarze Löcher oder «The Big Bang Theory».

Seit fast genau zehn Jahren interessieren sich immer mehr Durchschnittsbürger für die Physik. Der Dank für diese Entwicklung gebührt zu einem grossen Teil der amerikanischen Fernsehserie «The Big Bang Theory»: Der Freundeskreis rund um den leicht autistischen Physiker Sheldon Cooper beschäftigt sich auf humorvolle Weise mit wissenschaftlichen Themen wie der Stringtheorie, der Quantengravitation oder schwarzer Materie.
«In den Riegen der theoretischen Physiker gilt ‹The Big Bang Theory› als ziemlich gelungen», meint Matthias Blau, selbst theoretischer Physiker und Professor an der Universität Bern. Das liege nicht nur an der exakten Wissenschaft, welche die Sendung widerspiegelt: «Sie trägt auch einen wichtigen Teil dazu bei, dass die Öffentlichkeit versteht, womit und wie sich theoretische Physiker eigentlich beschäftigen.»
Mit stoischer Ruhe
Matthias Blaus Büro könnte problemlos als Kulisse für die Kultserie dienen: An der Wandtafel steht eine lange, kryptische Formel geschrieben, die Bücherregale sind vollgestopft mit Werken zur theoretischen Physik, und auf dem dunklen Schreibtisch stapeln sich Arbeiten von anderen Wissenschaftlern. Nur das Panorama der Altstadt, das sich jenseits der grossen Fensterscheibe erstreckt, erinnert daran, dass man sich nicht in den USA, sondern in Bern befindet.
Ähnlich wie die Figuren in «The Big Bang Theory» versteht sich auch Matthias Blau bestens darauf, die vermeintlich trockene Materie der Physik für die Allgemeinheit zugänglich zu machen: Mit stoischer Ruhe erklärt der gebürtige Deutsche, mit welchen Themen er sich tagein, tagaus beschäftigt. Unnötige mathematische Details lässt er dabei gezielt weg – obschon diese einen wichtigen Bestandteil seiner Forschung darstellen.
Stattdessen fokussiert sich Blau im Gespräch mit dieser Zeitung auf jene Aspekte seiner Arbeit, von denen er weiss, dass sie auch für die Öffentlichkeit interessant sind: schwarze Löcher zum Beispiel. «Die theoretische Physik hat sich bereits intensiv mit diesen auseinandergesetzt», erklärt er. Mittlerweile sei man sich etwa einig, dass ein hinreichend massiver Stern, sobald seine Kernreaktion im Inneren zu Ende geht, implodiert und zu einem schwarzen Loch wird. «Dennoch sind viele Fragen im Zusammenhang mit schwarzen Löchern – insbesondere von mathematischer Natur – noch ungeklärt. Sie haben also nach wie vor viel Mysteriöses an sich.»
Als theoretischer Physiker gehört Matthias Blau nicht zu jenen Wissenschaftlern, die im weissen Kittel im Labor stehen und Experimente durchführen. «Die Dinge, mit denen ich mich beschäftige, könnte man ohnehin nur schwer experimentell beweisen – man kann ja auch kein schwarzes Loch im Labor erzeugen.» Seine Arbeit finde grösstenteils im Kopf oder auf dem Papier statt.
Stets offen für Neues
Neben der lehrenden Tätigkeit als Professor sowie seiner Arbeit für das Albert-Einstein-Zentrum der Universität (siehe Kasten) behandelt Matthias Blau hauptsächlich die mathematischen Probleme der theoretischen Physik: Er versucht komplexe Vorgänge zu berechnen und eine allgemeingültige Formel zu finden, um das Geschehen im Universum zu erklären.
«Als Wissenschaftler muss man immer offen für Neues sein», erklärt Blau, «man versucht, immer wieder etwas zu denken, das bisher noch niemand gedacht hat.»
Diese Aufgeschlossenheit gegenüber dem Unbekannten spiegelt sich übrigens auch in Blaus Freizeit wider: etwa wenn er mit dem Fahrrad das Berner Oberland erkundet oder in der Küche neue Rezepte ausprobiert. Nur die Assoziation seines Nachnamens mit einer Farbe findet er schon lange nicht mehr originell.
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