Es werde Licht
In der Schweiz sind 62 Prozent der Autofahrer tagsüber mit Licht unterwegs – auch bei schönem Wetter. Dieser Wert ist der höchste seit Beginn der Erhebung. Doch der Widerstand ist immer noch gross.
Wie aus der jährlichen Zählung der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) hervorgeht, wurde 2011 auf Autobahnen (75 %) häufiger mit Licht am Tag gefahren als ausserorts (57 %) oder innerorts (54 %).
Während 2010 die Quote gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozentpunkte zurückgegangen war (2010: 53 %; 2009: 59 %), wurde dieses Jahr der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2001 verzeichnet, wie es in einer Medienmitteilung der BfU vom Dienstag heisst.
Grosse Unterschiede in Sprachregionen
Je nach Sprachregion findet Fahren mit Licht am Tag unterschiedlich grosse Zustimmung. Während in der Deutschschweiz 68 Prozent der Automobilisten das Licht tagsüber einschalten, tun dies im Tessin 60 Prozent und in der Romandie nur 42 Prozent, auch wenn dort diese Ziffer in den letzten sechs Jahren um 15 Prozentpunkte gestiegen ist (2005: 27 %).
Bei dichtem Verkehr entfalte die Massnahme ihre grösste Wirkung, schreibt die BfU. Da sich Fahrzeuge mit Licht besser von der Umgebung abheben, würden sie leichter wahrgenommen. Die anderen Verkehrsteilnehmer könnten so deren Distanz und Geschwindigkeit korrekter einschätzen.
Dies habe für alle mehr Sicherheit zur Folge. Denn auch die Schwächsten wie Fussgänger oder Radfahrer könnten Gefahren früher erkennen und sich vor ihnen schützen. Damit sinke die Zahl der Unfälle, macht die BfU geltend.
Die «Schwächsten» sind skeptisch
Aber gerade vonseiten der «schwächsten» Verkehrsteilnehmer gibt es Opposition gegen das Fahren mit Licht am Tag: Fussverkehr Schweiz und Pro Velo Schweiz räumen ein, dass Verkehrsteilnehmer beleuchtete Autos zwar besser wahrnehmen. Aber im Gegenzug würden Fussgänger und Velofahrer schlechter gesehen.
Gegen Fahren mit Licht am Tag sprechen auch ökologische und ökonomische Gründe. Wer mit Licht fährt, braucht laut einer Studie der Empa 1,6 Prozent mehr Treibstoff wegen der höheren Motorenleistung. Das macht auf 100 Kilometer rund 0,2 Liter aus. Zum Vergleich: Eine Klimaanlage hebt den Verbrauch um 0,5 bis 1 Liter auf 100 Kilometer.
Stärker ins Gewicht fällt der Verschleiss der Glühbirnen. Da die Lebensdauer normaler Lampen auf den Nachtbetrieb ausgerichtet ist, müssen sie weitaus häufiger ausgewechselt werden.
Eine Studie des Instituts für ganzheitliche Unfall- und Sicherheitsforschung (Epigus) in Wien kam zum Schluss, Licht sei zwar bei schlechter Sicht sinnvoll.
Bei guten Bedingungen biete es aber nicht mehr Sicherheit: Verkehrsteilnehmer wendeten den Leuchtquellen mehr und längere Blicke zu und verlören deswegen die Konzentration für anderes. Die Studie hatte zur Folge, dass Österreich die Ende 2005 eingeführte Tagfahrlicht-Pflicht drei Jahre später aufhob.
In der Schweiz «Soll-Vorschrift»
In der Schweiz müssen seit Februar 2011 neue Automodelle mit Tagfahrlichtern ausgerüstet sein. Diese schalten beim Starten des Motors automatisch ein. Die Schweiz hat damit eine neue EU-Norm übernommen.
Für ältere Fahrzeuge, die nicht entsprechend ausgerüstet sind, empfiehlt das Bundesamt für Strassen im Verkehrssicherheitsprogramm Via sicura, das Licht manuell einzuschalten.
Seit 2002 gilt in der Schweiz eine sogenannte Soll-Vorschrift für alle Motorfahrzeuge, die auf dem Prinzip der Freiwilligkeit basiert: Die Lenker sollen das Licht einschalten, werden aber nicht gebüsst, wenn sie es nicht tun.
In einer Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Link im Auftrag der BfU im März 2011 bei mehr als 1000 Personen durchgeführt hat, befürworteten 74 Prozent der befragten Autofahrer die Einführung eines Obligatoriums.
SDA/bru
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