«Es scheint, dass unsere Kunden Hinweise von Sherpas missachtet haben»
Ueli Steck war in eine Schlägerei mit Sherpas am Mount Everest verwickelt. Der Trekking-Veranstalter widerspricht der Darstellung des Schweizer Extrembergsteigers.

Der Bergsteiger Ueli Steck und zwei Begleiter sind am Sonntag im Mount Everest Base Camp von nepalesischen Sherpas angegriffen worden. Gemäss der Nachrichtenagentur AFP wurde der 36-jährige Berner in ein Spital in der Hauptstadt Kathmandu gebracht.
Raj Kumar, ein Polizeibeamter des nepalesischen Bergdorfs Lukla, sagte, Stecks Gesundheitszustand sei «normal» gewesen. Nach einer Nacht im Spital sei er heute Morgen im Helikopter wieder ins Basislager zurückgeflogen worden.
Die nepalesische Polizei will die Vorfälle untersuchen. Nebst Steck waren auch der italienische Bergsteiger Simone Moro und der britische Fotograf Jonathan Griffith angegriffen worden.
Die Sicherheit der Bergsteiger werde gewährleistet, teilte das nepalesische Tourismusministerium mit. Es habe ein Missverständnis gegeben. «Das Problem konnte gelöst werden und die Bergsteiger sind wieder zurück im Base Camp», sagte der Tourismus-Verantwortliche Dipendra Paudel.
Augenzeuge schildert Handgemenge
Ein amerikanischer Alpinist schilderte gemäss AFP den Tathergang folgendermassen: Steck und Moro hätten sich dem Camp 3 auf 7470 Metern genähert. Sie seien dabei vom Fotografen Griffith begleitet worden. Die von ihnen angeheuerten nepalesischen Sherpas hätten darauf die Bergsteiger gebeten zu warten, bis die Seile für den Aufstieg fixiert seien, sagte der Zeuge, der anonym bleiben wollte.
Die Bergsteiger hätten die Aufforderung ihrer Bergführer ignoriert. «Anschliessend löste sich eine Eisschicht und streifte die Sherpas», sagte der Amerikaner. Wie jedoch ein Leser gegenüber Redaktion Tamedia sagt, sei die Aussage des Amerikaners irritierend, weil Ueli Steck und sein Team ohne Bergführer und ohne Sherpas unterwegs waren.
Später sei eine aufgebrachte Menge Nepalesen auf die Zelte der Bergsteiger losgestürmt und habe Steine geworfen, bis die Alpinisten herausgekommen seien, sagt der Amerikaner weiter. Darauf sei es zu einem Handgemenge gekommen.
«Das war fürchterlich mitanzusehen, die Bergsteiger wurden beinahe getötet», sagte der Zeuge. Schliesslich hätten die Angreifer von ihren drei Opfern abgelassen. Darauf hätten die beiden Alpinisten und der Fotograf ihre Sachen gepackt und seien talwärts gegangen.
Trekking-Unternehmen kritisiert Bergsteiger
Der Trekking-Veranstalter, der den Aufstieg organisiert hatte, spricht von einem Fehlverhalten der Bergsteiger: «Es scheint, dass unsere Kunden Hinweise von Sherpas missachtet haben, als sie auf einer vereisten Stelle unterwegs waren», sagte Anish Gupta von Cho-Oyu Trekking in der nepalesischen Zeitung «Himalaya Times».
Der Schweizer Bergsteiger Ueli Steck teilt diese Darstellung nicht. Man habe die Arbeit der Sherpas nicht behindert, schreibt Steck in einer Medienmitteilung. Er macht einen Wutausbruch des Sherpa-Chefkletterers für die Eskalation verantwortlich: «Wir glauben, dass der Chef-Sherpa müde und ausgekühlt war», schreibt Steck im Namen seiner Kollegen. Der Sherpa sei wohl in seinem Stolz verletzt worden, als die drei Bergsteiger «schnell und ohne Seilsicherung» passierten.
Die drei Bergsteiger geben als Streitursache zudem kulturelle Differenzen an: Die Attacke sei das Resultat eines langanhaltenden Problems zwischen Westlern und Nepalesen am Mount Everest , schreibt Steck.
Wichtige Devisenquelle für Sherpas
Hunderte Bergsteiger versuchen alljährlich im April und Mai den strapaziösen Aufstieg zu dem weltberühmten Gipfel, den der Neuseeländer Edmund Hillary und sein Sherpa Tenzing Norgay vor 60 Jahren als erste Menschen bezwangen.
Seither waren mehr als 3000 Menschen auf dem Mount Everest. Die Aufstiege auf den Everest sind eine wichtige Einnahmequelle für die Sherpa-Bergführer, die im Himalaya-Gebiet wohnen.
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