«Es ist ein Kunsthandwerk»
Der Beruf des Instrumentenbauers ist bei Lernenden in der Schweiz nicht sonderlich beliebt. An den Swiss Skills in Bern sollen Berufszweige wie Orgel- oder Geigenbauer an Bekanntheit gewinnen.
Es herrscht Hochbetrieb am Donnerstag auf dem Bernexpo-Gelände: Während Sven Epiney einen hektischen Wettkampf bei den Köchen kommentiert und Ex-Miss-Schweiz Linda Fäh Interviews mit konzentrierten Konditorinnen beim Verzieren ihrer Werke führt, erklingen ein paar Hallen weiter Klavierklänge.
Die Atmosphäre am Stand der Instrumentenbauer ist deutlich entspannter. Schliesslich geht es hier nicht darum, in möglichst kurzer Zeit etwas anzufertigen – für einen Wettkampf gibt es schlicht nicht genügend Lernende. 41 sind es lediglich, die zurzeit in der Schweiz eine vierjährige Ausbildung zur Orgelbauerin, zum Klavierbauer, zur Orgelpfeifenbauerin, zum Blasinstrumentenbauer oder zur Blasinstrumentenreparateurin absolvieren. Bei den Geigenbauern sind es zehn Lernende schweizweit.
Jerom Häfliger ist einer von ihnen. Er ist vertieft in die Hobelarbeit an der Schnecke für eine Geige. Der Aargauer befindet sich im zweiten Lehrjahr. Immer wieder hält er inne, wenn er von jemandem angesprochen wird, der sich über den ungewöhnlichen Beruf informieren will.
Mit Violinen verhalte es sich wie mit Möbeln: «Genau so wie es einen riesigen Unterschied zwischen einem Schrank, den ein Schreiner gebaut hat und einem Ikea-Schrank gibt, gibt es einen riesigen Unterschied zwischen einer Geige, wie wir sie von Hand bauen und einer Billig-Geige aus einer chinesischen Fabrik», sagt Häfliger mit einem Grinsen und fügt an: «Das tönt einfach anders!»
«Was, kann man das lernen?»
Mit Leidenschaft bei der Arbeit ist auch die angehende Orgelbauerin Nicole Kaiser. Sie baut gerade an einem Balg. Mit Leim klebt sie Leder auf ein vorgefertigtes Stück Holz. «Der Balg ist für einen Tremulanten, welcher später den Wind in der Orgel zum Vibrieren bringt», erklärt sie.
Sie schwärmt von der Abwechslung in ihrem Beruf: «Wir arbeiten mit vielen verschiedenen Materialien wie Holz, Metall und Leder», so die Oltnerin. Auf die Frage, was ihre Freunde zu ihrer Berufswahl sagen, lacht sie: «Die erste Reaktion ist meist: ‹Was, gibt es das noch? Kann man das lernen?›», danach kämen oft viele Fragen, das Interesse am ungewöhnlichen Job sei jeweils gross.
Zweisprachigkeit und lange Wege
Am Nebentisch bearbeitet Filip Rodriguez Filz-Hämmerchen für ein Klavier. Der Klavierbauer kommt aus Villeneuve im Kanton Freiburg. Dass es in seinem Fach nur so wenige Lernende gibt, führe manchmal zu Schwierigkeiten: Er als Romand müsse die einzige Berufsschule für Instrumentenbauer im Thurgau besuchen, «was eine lange Anreise und keine Angst vor der fremden Sprache bedingt». Alle Unterrichtsstunden werden nämlich aufgrund der kleinen Anzahl Lernender durchgehend zweisprachig abgehalten.
Trotzdem sei er stolz auf seinen Beruf: «Mir gefällt es sehr, ein altes Klavier, das im Laufe der Zeit an Charme eingebüsst hat, zu restaurieren und ihm so wieder neues Leben einzuhauchen», findet Rodriguez.
Armin Debrunner ist am Stand der Instrumentenbauer immer und überall anzutreffen. Er baut mit interessierten Schülern Flöten, steht den Besuchern Rede und Antwort und erklärt Musikinstrumente. Debrunner ist Fachlehrer und Kursleiter am BBZ Arenenberg am Bodensee, wo die meisten Instrumentenbauer ihre Ausbildung absolvieren.
Debrunners Botschaft an die Swiss-Skills-Besucher ist simpel: «Die Leute sollen die Informationen, die sie hier erhalten haben, nicht bereits am Bahnhof wieder vergessen haben», meint er. Sie sollen immer, wenn sie eine Kirche oder ein Konzert eines Orchesters besuchen, denken: «Hier waren die Instrumentenbauer vom Arenenberg am Werk», lacht Debrunner, «das wäre schön».
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