EM-Qualifikation: Schweiz - TschechienDer letzte Penalty entscheidet – die Schweiz reist an die Euro!
Goalie Thalmann hält zwei Elfmeter, Lia Wälti trägt das Team auf ihren Schultern. Den Schweizerinnen gelingt der so wichtige Schritt nach England an die Endrunde.
Die Entscheidung im Penaltyschiessen. (Video: SRF)
Dreimal waren sie in der Hölle, aber sie sind im Himmel gelandet. Die Schweizer Frauen haben den Sprung an die Endrunde der Fussball-Europameisterschaft 2022 in England geschafft. Und sie haben dabei recht wenig ausgelassen, was nicht neutrale Zuschauer ein paar Jahre ihres Leben kosten kann. Rückstand in der regulären Spielzeit, Verlängerung, zwei verschossene Elfmeter.
Am Ende fliessen die Tränen auf beiden Seiten. Die Schweizerinnen weinen aus Freude, und ein wenig wohl auch einfach, weil sie nur noch müde sind. So müde, wie Lia Wälti, die ein überragendes Spiel zeigt an diesem Abend und danach sagt: «Ich kann im Fall gerade nicht so viel sagen. Ich bin total am Ende.»
Wälti darf müde sein. Sie hat ihre Mitspielerinnen auf ihrem Rücken getragen. Sie hat in der Defensive Löcher gestopft – und den Steilpass zum so wichtigen Schweizer 1:1 durch Coumba Sow geschlagen.
Wälti trifft, als wäre sie in der Badi
Und dann hat sie auch noch ihren Elfmeter verwandelt. Aber nicht bloss verwandelt, nein. Sie hat ihn mit dem Innenrist in die von ihr aus gesehen rechte obere Ecke geschnibbelt. Ganz so, als gehe sie das alles gar nichts an. Als stehe nicht viel mehr auf dem Spiel als eine Wette um ein Glacé in der Badi.
Aber natürlich ging es um mehr. Um so viel mehr. Und das war den Schweizerinnen von Anfang an anzusehen. Sie waren mit einem 1:1 aus Tschechien nach Hause gekommen, ein 0:0 hätte ihnen also für die EM gereicht.
Aber die Last war ihnen anzusehen. «Wir wussten alle, wie wichtig dieses Spiel war», sagt Wälti danach, «wir wollen den Frauenfussball in der Schweiz vorwärts bringen, wir müssen einfach an diese EM.»
Svitkova, Tschechiens Wälti
Die erste Halbzeit missriet darob fast komplett. Und dann hatten die Tschechinnen auch noch diese Katerina Svitkova in ihrem Reihen. Eine ebenso tolle Fussballerin wie Wälti. Sie traf in der 51. Minute aus der Distanz. Plötzlich war Tschechien an der Endrunde.
Doch jetzt konnten die Schweizerinnen endlich die Handbremse lösen. Wenn auch nur für kurze Zeit. Wälti schickte die eben eingewechselte Sow – 1:1 nur sieben Minuten nach dem Rückstand.
Die Schweizerinnen reizen die Qualifikationsphase danach bis zum Ende aus. Sie hatten ja mal die Möglichkeit, sich direkt zu qualifizieren – und warfen sie mit einem 0:4 gegen Belgien fort. Dafür mussten sie in Thun bis zum zehnten und letzten Schuss des Elfmeterschiessens zittern.
Die Erinnerungen an die Männer
Malin Gut und Sow verschossen ihre Penalties. Es wurden Erinnerungen wach an die Schweizer Männer, die 2006 an der Ukraine und 2016 an Polen im Elfmeterschiessen gescheitert sind.
Aber die Nationalfrauschaft machte es besser. Goalie Gaelle Thalmann rettete zweimal. Und dann dieser letzte Schuss. Von Svitkova – ausgerechnet von ihr. Die beste Tschechin lief an, wollte genau so cool und hoch treffen wie Wälti – und scheiterte an der Latte.
«Es gibt nichts Schlimmeres als das, was die Tschechinnen erleben müssen», sagte Wälti danach, «aber es gibt auch nichts Schöneres, als das, was wir hier erleben.»
Die Schweizerinnen, sie reisen nach England. Und Trainer Nils Nielsen erklärte schon mal: «All unsere jungen Frauen können dort extrem viel lernen. Aber wir wollen nicht nur etwas lernen, wir wollen auch etwas Grosses erreichen in England.»
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