«Es gibt keinen Grund für einen solchen Kniefall»
Ueli Maurer möchte einen «Strich ziehen» unter die Diskussion um das Tiananmen-Massaker. China-Experte Hans Ulrich Vogel sagt, warum er das für falsch hält und erklärt die historische Bedeutung des Massakers.
Herr Vogel, was halten Sie von Maurers Aussage? Dieser vorauseilende Gehorsam ist unverständlich und unnötig. Die Schweiz sollte nicht ihre eigenen demokratischen Gepflogenheiten infrage stellen, sie sollte nicht hinter Standards zurückfallen, die sie sich selbst gesetzt hat. Zum Vergleich: Es wäre absurd gewesen, wenn die Schweiz zu irgendeinem Zeitpunkt einen Schlussstrich unter die Debatte um die nachrichtenlosen jüdischen Vermögen des Zweiten Weltkriegs hätte ziehen wollen. Soweit man der Presse entnehmen kann, hat China den Bundesrat nicht zu einem Stellungsbezug aufgefordert. Und wenn es so gewesen wäre, hätte die Antwort aus demokratischer Sicht anders ausfallen müssen. Es gibt keinen Grund für einen solchen Kniefall.