«Es gibt eine Parallele zum arabischen Frühling»
Russland-Kenner Gernot Erler erklärt, weshalb Putins Comeback-Versuch als Präsident grossen Widerstand heraufbeschworen hat. Und ob der Konflikt mit der Opposition nach der Wahl vom 4. März eskalieren wird.

Sie kommen gerade aus Moskau zurück. Was ist Ihr Eindruck: Wie populär ist Wladimir Putin noch? Ich habe eine geteilte Welt erlebt: Ich habe mit Vertretern der Protestbewegung gesprochen, mit Bloggern, Journalisten und Oppositionellen, aber auch mit Vertretern des Putin-Lagers. Die Ersten sagen: «Putins Zeit ist vorbei. Der Einzige, der es noch nicht gemerkt hat, ist Putin selber.» Diese Gruppe gibt sich sehr gelassen: «Es kann schon sein, dass Putin noch einmal die Wahlen gewinnt. Seine Zeit ist trotzdem abgelaufen, er wird scheitern.» Die anderen sind genau so gelassen und entgegnen: «Immer mit der Ruhe, Putin hat die Mehrheit hinter sich. Wir lassen uns nicht ins Bockshorn jagen von einer Protestbewegung, die keinen Führer und keine konkreten politischen Ziele hat. Putin wird gewinnen und Russland weiter führen.»