«Es beschäftigt mich bis heute»
Urs Gasche (58) ist BKW-Verwaltungsratspräsident und BDP-Nationalrat. Er ist grundsätzlich froh, dass das «Gestürm» um Mühleberg zu Ende ist.

«Der Tag des Entscheids kam nicht unvorbereitet.Wir beschäftigen uns bei der BKW ja schon seit über einem Jahr mit der Zukunft des Kernkraftwerks Mühleberg. Nachdem wir die Unterlagen der Konzernleitung mit den möglichen Szenarien erhalten hatten, kontaktierte ich einzelne Verwaltungsratsmitglieder. Das mache ich manchmal bei wichtigen Geschäften, wenn einzelne Mitglieder spezielles Wissen haben oder wenn ich Fragen oder Anträge erwarte. Meine grösste Sorge war, dass der Verwaltungsrat auseinanderfallen könnte. Einigen ist das Kernkraftwerk sehr wichtig. Ich befürchtete sogar, der eine oder andere könnte unter Umständen gleich an der Sitzung seinen Rücktritt erklären. Aber es kam anders: Wir haben an jenem 29.Oktober lange und sachlich diskutiert. Die Mehrheit im Verwaltungsrat stimmte für einen Betrieb bis 2019. Für niemanden war es ein Schwarz-Weiss-Entscheid zwischen den Szenarien 2019 und 2026.
Einen Tag später trat ich mit einem guten Gefühl vor die Medien. Ich hoffte, den Entscheid rüberbringen zu können. Das stellte sich als schwierig heraus. Es gibt Journalisten, die denken, wir könnten Mühleberg morgen abstellen und damit wären alle Probleme gelöst. Das stimmt nicht. Wir müssen die Stilllegung vorbereiten, das radioaktive Material lagert nach dem Abschalten noch Jahre auf dem Gelände. Wir müssen Personal umschulen, neue Leute rekrutieren. Ich finde, wir hatten redliche Argumente. Wir entschieden wirtschaftlich. Über die Reaktionen war ich etwas enttäuscht. Das beschäftigt mich bis heute. Ich frage mich, ob es einigen nur darum geht, der BKW zu schaden. Aber grundsätzlich bin ich froh, dass das Gestürm um Mühleberg zu Ende ist.»
BZ/Aufgezeichnet: baz
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch