Erstklassige Arbeitszeugnisse für H.S.: Die Dokumente im Wortlaut
H.S. war gewalttätig und erhielt zweimal die Kündigung. Trotzdem stellten ihm alle Berner Heime positive Arbeitszeugnisse aus. Das Schweizer Fernsehen hat alle Zeugnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – ein Heim attestiert dem Pädophilen sogar ein sonniges Gemüt.
Heim St. Martin in Oberthal (1991 – 1995) In Oberthal erhielt der Sozialtherapeut gleich zwei sehr gute Zeugnisse: «Er war Mitglied der Heimleitungskonferenz und hat sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften für die Heimbelange eingesetzt. So ist er oft mit Nachtwachen oder Wochenenddiensten eingesprungen, wenn Not war, hat für die ganze Gemeinschaft gekocht und Brot gebacken und hat auch für den Basar oder andere Anlässe vieles über sein normales Pensum hinaus geleistet. S. war ein stets pünktlicher, fleissiger, einsatz- und auch opferbereiter Mitarbeiter, der uns mit seinem phänomenalen Gedächtnis oft gute Dienste leisten konnte.»
Und das zweite Zeugnis aus Oberthal: «Er arbeitet gewissenhaft und treu. S.hat eine sonnige Seele. Er strahlt Freundlichkeit und Güte aus, die unsere Gemeinschaft bereichert. Seine grosszügige Hilfsbereitschaft auch ausserhalb der Gruppe wissen wir zu schätzen.»
Der Co-Leiter vom Haus St. Martin in Oberthal, Hans-Jürg Lory, sagte gegenüber 10vor10: «Ein Zeugnis muss grundsätzlich positiv geschrieben sein. Es ist nicht zulässig, dass man in einem Zeugnis schlechte Sachen erwähnt.» Im Interview mit Redaktion Tamedia gestand er ein, dass Fehler gemacht wurden.
Haus Christofferus Renan (1995 - 1998) Ein gravierender Fall von einem viel zu positiven Zeugnis hat das Heim Christofferus in Renan zu verantworten. S. wurde gegenüber den Kindern ausfällig. Heimleiter Florian Gantenbein sagte gegenüber dem Schweizer Fernsehen: «Der Mann musste bei uns gehen, weil er in schwierigen Betreuungssituationen nicht in der Lage war so zu reagieren, dass es für die Bewohner ertragbar war. Er ist mit seiner Stimme sehr heftig auf die Bewohner eingegangen, und in einem Fall kam es auch zu einer Ohrfeige.»
Die Heimleitung in Renan habe den Sozialtherapeuten als nicht geeignet für den Beruf erachtet und man habe ihm eine Umschulung nahegelegt. Im Zeugnis steht aber kein Wort von der Kündigung, die ihm nahegelegt wurde, und kein Wort von der Neigung zu Gewaltausbrüchen.
Das Zeugnis: «S. stellte sich mit viel Engagement und gutem Willen in die ihm übertragenen Aufgaben. Das Wohlergehen der Betreuten war ihm ein grosses Anliegen. Besonders positiv fielen seine Hilfsbereitschaft und seine Begeisterung für verschiedenste Aktivitäten der Heimgemeinschaft auf. Er engagierte sich sehr in der Gestaltung der Jahresfeste; mit seinem Leier und Flötenspiel bereicherte er manchen Anlass.»
RBZ Interlaken (1998 – 2001) Das Zeugnis: «Die beschriebenen Aufgaben erledigte S. mit Initiative und auf eine unkomplizierte Art. Er zeigte sich flexibel im Einsatz und war kommunikativ. Diese wertvolle Eigenart spürte man auch in Bezug auf die Arbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohner und bei den Kontakten ausserhalb der Gemeinschaft. S. verfügt über ein gutes Einfühlungsvermögen. Er lebt für die Sache der Behinderten, engagierte sich über den Gruppenrahmen hinaus und war stets bereit, zusätzliche Einsätze zugunsten der Betreuten und der lnstitution zu leisten.»
Nathalie-Stiftung Gümligen (2002 – 2008) Das Zeugnis: «Als ehemaliger festangestellter Mitarbeiter im Internat Tannhalde konnte S. in seiner neuen Funktion rasch einen sehr guten Zugang zu den Kindern und Jugendlichen herstellen. Die Einarbeitungszeit entfiel und er konnte von allem Anfang an Verantwortung für das Geschehen auf der Gruppe übernehmen.»
«Im Team wurde S. mit seinem Engagement und seiner Flexibilität sehr geschätzt. Die Mitarbeit im Internatsteam, sowie die Zusammenarbeit mit der Leitung war offen und von gegenseitigem Respekt geprägt. Wir schätzen seine Einsatzfreude und Erfahrung, sowie seine behutsame Art.»
Das hat die Sendung 10vor10 am Mittwochabend berichtet. Die Dokumente wurden von Schweizer Fernsehen zur Verfügung gestellt.
pd/tan
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