Erster Augenschein in Reaktor 2
Erstmals seit Beginn der Atomkatastrophe im japanischen Kraftwerk Fukushima haben mehrere Arbeiter den Reaktor 2 der Anlage inspiziert. Bis im Januar 2012 soll die Anlage stillgelegt werden.
Vier Angestellte waren ausgerüstet mit Schutzanzügen und Sauerstoffgeräten, als sie Reaktor 2 der Anlage Fukushima inspizierten. Sie betraten jenen Teil des Atomkraftwerks, der am 15. März von einer Explosion erschüttert worden war, wie die Betreibergesellschaft Tepco mitteilte.
Die Arbeiter nahmen dort Messungen zur Radioaktivität vor und prüften den Reaktor auf Schäden. Nach 14 Minuten verliessen sie das Gebäude. Laut Tepco ist ihr Einsatz Teil der Bemühungen, die Anlage bis spätestens Januar herunterzufahren.
Nach dem schweren Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami am 11. März war das Atomkraftwerk Fukushima havariert. Der Ausfall der Kühlsysteme sorgte für eine Überhitzung der Reaktoren und löste die schwerste Atomkatastrophe seit Tschernobyl vor 25 Jahren aus.
In Reaktor 2 des Kraftwerks drangen zwar im April bereits ferngesteuerte Roboter vor. Allerdings beschlugen wegen der hohen Luftfeuchtigkeit ihre Linsen, sodass die Radioaktivität nicht gemessen werden konnte. Anfang Mai hatten Arbeiter bereits den ebenfalls schwer beschädigten Reaktor 1 des Atomkraftwerks betreten.
Überwachungsbehörde verbessern
Als Konsequenz aus der Katastrophe stellte Japans Regierungschef Naoto Kan eine unabhängigere Behörde für die Kontrolle von Atomkraftwerken in Aussicht. Derzeit ist ein Ministerium sowohl für die Förderung der Nutzung von Atomenergie als auch für die Überwachung der Sicherheit in Atomkraftwerken zuständig.
Eine solche Struktur stelle die Unabhängigkeit bei der Überwachung der Atomkraftwerke infrage, sagte Kan am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Gleichzeitig versprach der Regierungschef eine genaue Kontrolle der Atomindustrie und der zuständigen Behörden.
Kultur der Nachlässigkeit
Das bisherige System hat nach Ansicht von Kritikern zu laxen Kontrollen und damit möglicherweise ungenügenden Vorsichtsmassnahmen im Kraftwerk Fukushima Daiichi geführt, das bei den verheerenden Naturkatastrophen im März beschädigt wurde.
Die engen Verknüpfungen zwischen Atomindustrie und Behörden haben eine Kultur der Nachlässigkeit gefördert. Ranghohe Regierungsmitarbeiter bekommen am Ende ihrer politischen Karrieren oft gut bezahlte Posten in jenen Industrien, die sie zuvor kontrolliert hatten. Vertreter der Atomindustrie wiederum besetzten oft Positionen in Beratungsgremien der Regierung und bestimmen damit die Atompolitik mit.
SDA/bru
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