Erschossene Securitas-Wache: Angeklagter macht widersprüchliche Aussagen
Elf Jahre nach dem Mord an einem Securitas-Wächter steht der mutmassliche Täter jetzt in Aarwangen vor Gericht. Der 43-jährige Kosovare gibt zu, beim verhängnisvollen Überfall geschossen zu haben. Doch töten habe er den Wächter nicht wollen.

Dass es sich beim Angeklagten um einen «schweren Jungen» handelt, ist gleich ersichtlich. In Fussfesseln gefangen und von Polizisten begleitet, watschelt er in kleinen Schritten in den Gerichtssaal. Dort hat sich das fünfköpfige Kreisgericht aufgebaut, während das Publikum sämtliche Stühle besetzt und lauscht.
Es ist auch kein alltäglicher Fall, der da verhandelt wird. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, am 6.Dezember 1999 mit einem Komplizen in Langenthal den Spielsalon Little Reno überfallen und dabei einen 57-jährigen Securitas-Wächter kaltblütig erschossen zu haben.
Aus Diebstahl wurde Mord
Vor Gericht präsentiert sich der Mann jetzt allerdings als blossen Mitläufer, der zu dem Raubüberfall überredet worden sei. Nach seiner Darstellung hat sich der folgenschwere Abend so abgespielt: An jenem Samichlaustag vor elf Jahren feierte er mit Kollegen in Zofingen im Albanerklub. Man trank Bier, Schnaps und nahm sogar Kokain. Dann fragte ihn einer der Kollegen, ob er mitkomme, «Geld beschaffen». Die zwei, beides notorische Spieler, fuhren nach Langenthal zum Billard-Center Little Reno. Dort drückte ihm sein Komplize eine Pistole in die Hand.
Da sei er zurückgeschreckt, erzählt der 43-Jährige jetzt vor Gericht. Es sei immer nur von Diebstahl die Rede gewesen, nie von einem Raubüberfall. Dennoch habe er schliesslich mitgemacht. «Ich wollte kein Höseler sein.»
Doch der Überfall fing für die zwei Ganoven schlecht an: Die Spielsalonaufsicht, eine junge Frau, hatte die Tageseinnahmen bereits im Tresor deponiert. Und sie konnte ihn nicht mehr öffnen. Die Räuber, verärgert und nervös, hielten der Frau die Pistole vors Gesicht. In diesem Moment, kurz vor Mitternacht, nahte der Securitas-Wächter auf seinem Kontrollgang. Wie der Kosovare nun dem Gericht schildert, habe er den Wächter gewarnt und aufgefordert, sich auf den Boden zu legen.
«Es tut mir leid»
Dennoch sei es zu einem Gerangel gekommen. Der Securitas-Wächter habe sogar nach ihm gefasst. Dabei habe sich ein Schuss gelöst. «Es tut mir leid, ich wollte den Mann nicht töten.»
Der Darstellung des Angeklagten widersprechen allerdings mehrere Zeugen, die gestern vor Gericht aussagten. So hat die Spielsalonaufsicht, eine heute 31-jährige Frau, nichts von einer Warnung gehört und auch nichts von der Aufforderung an den Securitas-Wächter, er solle sich auf den Boden legen. «Ich hörte nur plötzlich einen Schuss.»
Urteil am Freitag
Auch ein Ausbildner der Securitas kann sich nicht vorstellen, dass ihr Wächter sich so verhalten hat, wie der Angeklagte behauptet. Er sei ja unbewaffnet gewesen. «Zudem gehört es zum obersten Gebot der Securitas-Wächter, dass sie nie den Helden spielen.» Schliesslich spricht auch die Schussverletzung, die das Opfer aufwies, gegen die Version des Angeklagten. Der Wächter, so ein Rechtsmediziner, müsse seitlich angegriffen worden sein – und nicht frontal.
Der Prozess wird heute mit den Plädoyers fortgesetzt, die Urteilseröffnung ist auf Freitag angesetzt.
SDA/met
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