Nach Gewittern im Kanton BernThurnen hat wieder Wasser – diverse Strassen gesperrt
Nach den heftigen Gewittern funktioniert die Wasserversorgung in Mühlethurnen und Lohnstorf wieder. An verschiedenen Orten im Kanton blockieren umgestürzte Bäume Strassen.
Die Unwetter vom Montagabend bescherten den Einsatzkräften im Kanton Bern eine lange Nacht. Hausdächer wurden beschädigt, Wasser drang in Häuser ein. Mehrere Strassen mussten wegen umgestürzten Bäumen gesperrt werden, wie die Kantonspolizei Bern mitteilte. In einem Waldstück bei Meikirch ist ein Baum auf ein Auto gestürzt. Die Lenkerin verstarb noch auf der Unfallstelle.
Im Lauf der Nacht gingen rund 100 Meldungen ein. Bereits am frühen Montagabend hatte die Polizei nach heftigen Gewittern und Starkregen mehr als 300 Unwettermeldungen erhalten. Hagelzüge richteten namentlich im Seeland sowie zwischen Bern und Thun erhebliche Schäden an Pflanzen und Bäumen an.
Aus dem Berner Jura und dem Seeland erhielt die Polizei insgesamt rund 190 Schadensmeldungen, ebenso viele waren es aus dem Mittelland und Emmental. Nur am Rand betroffen waren die Stadt Bern und das Oberland, wie eine Polizeisprecherin auf Anfrage sagte.
Informatikproblem
Erschwert wurden die Arbeiten zeitweise durch ein Informatikproblem auf den Einsatzzentralen, das die Systeme verlangsamte. Ein Neustart war erforderlich.
Die Redundanz zwischen den Einsatzzentralen Bern und Biel habe funktioniert, schreibt die Polizei. Allerdings konnten die Mitarbeitenden der Einsatzzentralen aufgrund der hohen Anzahl Telefonate nicht jeden Anruf umgehend entgegennehmen. Nicht betroffen waren die Notrufe zu den Rettungsdiensten.
Wieder Wasser in Thurnen
Weil es im Gürbetal zu einem Wasserleitungsbruch kam, waren die Gemeinden Mühlethurnen und Lohnstorf am Montagabend von der Wasserversorgung abgeschnitten. Ungefähr 1800 Personen konnten kein Wasser aus der öffentlichen Wasserversorgung beziehen.
Seit Dienstagmorgen funktioniert die Wasserversorgung wieder. «Wir haben das Leck vor Mitternacht gefunden», sagt Thurnens Gemeindepräsident Jürg Lüthi (FDP) auf Anfrage. Es befindet sich in einer Wasserleitung unterhalt des Mühlebachs. «Wir konnten die Leitung von beiden Seiten her absperren.» Bis es geflickt sei, werde es wohl noch eine Weile dauern. Da es sich aber um eine Ringleitung handelt, habe das Leck keine Auswirkung auf die Versorgung.
Entstanden sei es als Folge des Unwetters. Der Mühlebach sei unterspült worden. Beispielsweise ein Baumstamm könnte die Leitung beschädigt haben. Der Schaden passierte am Montag um zirka 18 Uhr. Aus dem Leck strömten pro Minute 4000 Liter Wasser, was eine Sogwirkung zur Folge hatte.
Zunächst kamen Meldungen aus den höher gelegenen Gebieten der Gemeinde, wonach kein Wasser mehr fliesse. Nach und nach waren mehr Haushalte betroffen. Die Gemeinde nahm daraufhin die Quartiere in Mühlethurnen und Lohnstorf vom Netz.
Nach und nach wurden sie wieder angeschlossen. So konnte schliesslich das Leck gefunden werden. Gemäss einer Meldung von Alertswiss des Bundesamts für Bevölkerungsschutz wurde empfohlen, Wasser aus Getränkeflaschen zu verwenden. Lüthi hält allerdings fest, dass das Wasser - wenn vorhanden - stets einwandfrei war.
Autobahn musste gesperrt werden, Zug wurde evakuiert
Aufgrund der starken Regenfälle war die Autobahn A6 zwischen der Verzweigung Brüggmoos und der Verzweigung Schönbühl zeitweise in beiden Richtungen gesperrt. Ganze Autobahnabschnitte standen unter Wasser, es bestand Erdrutschgefahr. Gegen 20 Uhr konnte die Autobahn teilweise wieder geöffnet werden. Zwischen Münchenbuchsee und Schüpfen war auch am Dienstagmorgen in Fahrtrichtung Lyss noch ein Fahrstreifen blockiert. Die Fahrbahn war auf einen Fahrstreifen verengt.
Zwischen Ins und Vinelz war die Strasse von Montagabend bis Dienstagnachmittag wegen Hochwasser in beide Richtungen gesperrt. In Ipsach am Bielersee hatte das Wasser auf den Strassen nicht mehr schnell genug abfliessen können, weshalb mehrere Abschnitte unter Wasser standen.
Gesperrte Strassen
Kantonsstrasse zwischen Biembach und Hasle bis Freitag 16 Uhr, Gefahr von Erdrutsch
Kantonstrasse Lüterswil – Messen, zwischen Lüterswil und Balm bei Messen in beiden Richtungen, Erdrutsch
Hauptstrasse Büren a. A. – Münchenbuchsee, zwischen Schottwil und Wengi, wechselseitige Verkehrsführung, Erdrutsch
Hauptstrasse Sonceboz – Delsberg, zwischen Bévilard und Court in beiden Richtungen gesperrt, Steinschlag
Kantonsstrasse Gerzensee – Belp, auf Höhe Gerzensee in beiden Richtungen gesperrt, bis Freitag, 17 Uhr, Sicherheitsholzerei nach Unwetterschäden
Aufgrund des Gewitters kam es im öffentlichen Verkehr zu Beeinträchtigungen: Auf der Gürbetallinie Bern – Belp – Thun musste wegen einer Fahrleitungsstörung mit Verspätungen und Ausfällen gerechnet werden, wie die SBB berichten.
Auch zwischen Bern und Kerzers verkehrten die Züge wegen einer Fahrleitungsstörung nur unregelmässig, dasselbe galt für die Linien Bern – Schwarzenburg und Utzenstorf – Solothurn.
Kurz vor der Bahnsation Bern-Europaplatz musste ein Zug evakuiert werden. Es handelte sich dabei um die S6, die zwischen Bern und Schwarzenburg verkehrt. Eine Leserreporterin, die im Zug sass, sah Funken und auf dem Dach liegende Stromkabel, wie sie gegenüber «20 Minuten» sagte. Sie hätten den Zug erst nach anderthalb Stunden verlassen dürfen.

RBS-Strecke wieder frei
Der RBS meldete am Montagabend ebenfalls mehrere Störungen. Auf den Bahnlinien RE und S8 kam es zu grösseren Verspätungen, ebenfalls betroffen waren sämtliche Buslinien in der Region Bucheggberg. Wegen überschwemmter Schienen war der Bahnverkehr zwischen Lohn-Lüterkofen und Bätterkinden komplett unterbrochen. Es verkehrten Bahnersatzbusse.
Am Dienstagmorgen meldete der RBS, dass die Unwetterschäden behoben seien. Die Strecke zwischen Lohn-Lüterkofen und Bätterkinden ist wieder frei. Der RE verkehre ab Betriebsbeginn ohne Einschränkungen und nach Fahrplan zwischen Solothurn und Bern.
Via Alarm-Melde-App Alertswiss meldete der Kanton Bern kurz vor 18 Uhr, die Einsatzzentralen seien derzeit aufgrund der intensiven Regenfälle stark ausgelastet. Es wurde gebeten, nicht dringliche Anrufe zu vermeiden.
Verhagelte Gärten im Seeland, Starkregen in Bern
Für den Montagabend waren im ganzen Kanton Bern erneut kräftige Gewitter angekündigt. Der Bund gab im Vorfeld eine Unwetterwarnung der Stufe 3 von 4 heraus.
Kurz nach 17 Uhr bewahrheiteten sich die Warnungen: In der Stadt Bern entlud sich ein erstes Gewitter mit Starkregen. Kurzfristig fiel in und um Bern eine Regenmenge von knapp 40 Milimetern pro Stunde. Hagel blieb in der Stadt Bern aus – ganz im Gegenteil zum Seeland. In der Region Biel etwa hagelte es gemäss Augenzeugen kurzzeitig stark.
Gemäss dem Wetterdienst Meteocentrale nähert sich aus Westen bereits eine nächste Gewitterfront, welche die Deutschschweiz am Dienstagnachmittag erreichen soll. Diese sei voraussichtlich aber nicht so heftig wie jene am Montag. Und: Gegen Abend folge eine Wetterberuhigung.
chh/sda/rei/tag/mb
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