SCL Tigers düpieren ServetteErik Brännström und das komischste Tor der Karriere?
Langnau feiert ein 4:0 gegen Servette. Nebst viel Kampf, 47 Paraden und 34 geblockten Schüssen steht auch ein Kuriosum am Ursprung des deutlichen Sieges.

Erik Brännström betrachtet nach dem Spiel das Video, wie er mit seinem Stock an der eigenen blauen Linie dem Genfer Damien Riat den Puck wegsticht. «Ich erziele hier ein Tor?», wiederholt er ungläubig die Frage des Journalisten, vermutet wohl «die versteckte Kamera» oder sonstige Streiche. Aber: Diese an sich belanglose Szene ist bemerkenswert, weil Brännström in jenem Moment der letzte Langnauer ist, der den Puck vor dem folgenden Bully vor dem Tor Servettes berührt. Eine Sekunde danach liegt der Puck im Genfer Tor, ohne Torchance, ohne Schuss.
Es ist kein alltägliches Tor, das da zum 1:0 fällt. Pascal Berger wird als Torschütze ausgerufen, es wäre der erste Saisontreffer des Captains. Geschossen hat er es aber nicht, er hat bloss das Bully gegen Joël Vermin verloren. Pech für den Genfer: Der backhand Richtung eigenes Tor gezogene Puck überrascht den Torhüter. Daniel Manzato fragt sich wohl jetzt noch, ob er je so Slapstick-artig erwischt worden ist.
Und damit zurück zu Brännström, der vielleicht nachträglich noch zum Torschützen erklärt wird? Im Eishockey gibt es keine Eigentore, Torschütze ist stets jener Angreifer, der den Puck zuletzt berührte, egal wie, wo, wann. «Wenn das so ist, dann ist das das komischste Tor meiner Karriere», sagt er lachend.
Er ist der Ausserirdische im Team der Arbeiter
Nicht, dass der 21 Jahre junge Brännström «geklaute» Tore oder Assists nötig hätte. Der knapp 1,80 m kleine Verteidiger ist bereits mit regulären Skorerpunkten die Nummer 1 der Tigers. Und er ist als offensiver Verteidiger sowie Künstler so etwas wie der Ausserirdische im Team der Arbeiter von Trainer Rikard Franzén. Normalerweise wäre einer wie Brännström nicht in Langnau, er verbringt die Wartezeit auf den Saisonstart mit Ottawa in der NHL im Emmental als Transfercoup von Sportchef Marc Eichmann. Franzén weiss um die Stärken Brännströms, bei 5-gegen-5-Hockey sowie in Überzahl ist er einer der Forcierten, in Unterzahl hält ihn der Coach fern des Eises.
Viel Eiszeit, das habe er sich erhofft, darum sei er hierhergekommen, sagt Brännström. Und wenn der ganzen Mannschaft so eine Leistung und so ein 4:0-Sieg gegen Servette gelinge, dann mache das umso mehr Spass. Die Langnauer sind nach wie vor Letzte, es ist nach dem 2:1 in Bern der zweite «Dreier» im zwölften Spiel. Brännström ist gewohnt aktiv, als Schlittschuhläufer eine Augenweide, stark am Puck, aber mit Defiziten in Zweikämpfen.
Damit es ein typischer Langnauer Sieg des Krampfes und der Arbeit wird, braucht es andere. Goalie Ivars Punnenovs, der 47 Schüsse hält. Verteidiger Yannick Blaser, der neun Schüsse blockt. Sowieso, geblockte Schüsse: Bei Langnau werden 34 notiert, bei Genf sieben, damit ist schon viel erzählt von diesem Spiel.
Doch noch ein richtiges Tor für Captain Berger
Gestohlen ist der Sieg dennoch nicht, die SCL Tigers haben kein deutliches Minus, wenn es um klare Torchancen geht, sie sind regelmässig gefährlich bei ihren Vorstössen. Und wer tüchtig ist, darf auch von Geschenken profitieren. Das 1:0 ist so eines, beim 2:0 von Flavio Schmutz lässt sich Servette-Goalie Manzato erneut überraschen, diesmal von einem Schuss aus unmöglichem Winkel.
Tüchtig ist auch Captain Berger, der ganz am Ende doch noch sein richtiges erstes Tor feiern darf: Er setzt mit dem 4:0 ins leere Gehäuse den Schlusspunkt.
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