Erfolgreiche Hampelmänner
Wacker Thun und der BSV Bern Muri streiten in der Best-of-5-Serie um einen Platz im Playoff-Final. Dabei treffen die statistisch stärksten Torhüter der Liga aufeinander.

Er war ein Held. 48 Prozent aller Würfe hatte Andreas Wolff im EM-Endspiel 2016 gegen Spanien gehalten, der Keeper führte den Aussenseiter zum Titel. Deutschland war in Ekstase, Sportgrössen wie Bastian Schweinsteiger («Der absolute Wahnsinn») und Nico Rosberg («Wolff ist eine Wand!») gratulierten auf Social-Media-Plattformen, und die Frankfurter Polizei schrieb in Anlehnung an den Rufnamen der Handballer: «Diese Bad Boys können nicht mal wir festhalten.» Der Finalsieg der Deutschen war eine Überraschung gewesen und bestätigte:
Im Handball setzt sich meist durch, wer den (form-)stärkeren Torhüter stellt.
Das ist für die hiesigen Topclubs erst mal eine gute Nachricht. Wacker Thun und der BSV Bern Muri beschäftigen vier der fünf führenden Schlussmänner der Liga. Bloss: Die beiden Vereine treffen im Playoff-Halbfinal aufeinander und ermitteln im Rahmen einer Best-of-5-Serie einen Teilnehmer der Endspiele. Einen Vorteil hat demnach keine der beiden Mannschaften.
Torhüter als Toröffner
Wer in dieser Saison ein Derby gewann, tat dies stets vornehmlich dank einer formidablen Goalieleistung – Torhüter waren jeweils Toröffner. Als sich der BSV im Cupachtelfinal gegen die Oberländer durchsetzte, glänzte Dominic Rosenberg, indem er 39 Prozent der Würfe hielt.
Und Marc Winkler verhalf Wacker in der Finalrunde mit aussergewöhnlich vielen Paraden zu den zwei Siegen gegen den Kantonsrivalen. Seine jüngsten Darbietungen dürften den Stadtbernern Eindruck gemacht haben.

Der Part des Keepers hat gerade im Handball etwas Faszinierendes. Die Würfe werden oft aus nächster Nähe abgegeben und erreichen Tempi von bis zu 120 Stundenkilometern. Häufig ist eine Parade nicht das Resultat hervorragender Reflexe, sondern durch Intuition entstanden und allenfalls Ergebnis einer guten Zusammenarbeit mit den Vorderleuten, die decken. Die spektakulärste Art, einen Wurf zu parieren, ist, Arme und Beine auszustrecken. Hierbei spricht man vom Hampelmann.
Aufregende Goalietaten wird man auch in der bevorstehenden Serie zu sehen kriegen. Erster Kandidat dafür, zur überragenden Figur zu avancieren, ist Winkler. Der 30-Jährige ist der Aufsteiger der Saison. Wackers Eigengewächs hat sich nach einer weitestgehend missratenen letzten Spielzeit als Nummer 1 etabliert und heuer erste Partien für die Landesauswahl bestritten.
Berner Handballgrössen äussern sich zur Ausgangslage:
Martin Rubin, sein Coach, sagt über ihn: «Er hat sich auf allen Ebenen noch mal verbessert. Er ist reifer und professioneller geworden, nimmt jede Gelegenheit wahr, an sich zu arbeiten.» Der Kaufmann ist ein Akteur für die grosse Bühne.
2013 führte er die Oberländer in der Finalserie gegen Schaffhausen zu ihrem ersten und bislang einzigen Meistertitel. In der Saison darauf hielt er in der Champions League im Auswärtsspiel gegen Spitzenclub Metalurg Skopje 7 (!) Penaltys.
Statistisch ist 2017/2018 bloss ein Goalie besser: Dragan Marjanac. Der Serbe machte in Qualifikation und Finalrunde 37,2 Prozent aller Chancen zunichte, womit er hierzulande der Stärkste seines Fachs war. Der 32-Jährige, seit geraumer Zeit eine der führenden Figuren in der Nationalliga A, wird den BSV nach dieser Saison verlassen und sich Suhr anschliessen.

Gleichfalls nicht länger für die Stadtberner spielen wird Rosenberg, der in der Wertung Rang 5 einnimmt und wegen anhaltender körperlicher Probleme zurücktreten muss. Flavio Wick, Wackers zweiter Keeper, belegt im Ranking Platz 3. Der Aargauer ist wie Mitstreiter Winkler Nationaltorhüter.
Der Hüne stiess im vergangenen Sommer zu den Oberländern und tat sich zunächst etwas schwer. Seine Formkurve zeigt indes steil nach oben. Und vor allen Dingen vermag der 22-Jährige nicht bloss Tore zu verhindern. Fünf Treffer hat Goalie Wick allein in dieser Saison bereits selber erzielt.
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