Erbitterter Kampf um einen heiligen Stein
Der deutsche Künstler Wolfgang Kraker importierte vor 15 Jahren einen Sandstein aus Venezuela nach Berlin. Zu Unrecht, meinen jetzt die Ureinwohner und verlangen die Rückgabe des 35-Tonnen-Brockens.

Venezolanische Ureinwohner fordern Deutschland zur Rückgabe eines vor 15 Jahren nach Berlin gebrachten Felsbrockens auf. Mehr als hundert Angehörige der Pemón-Volksgruppe demonstrierten deshalb am Donnerstag vor der deutschen Botschaft in Caracas.
Der Künstler Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld hatten den rund 35 Tonnen schweren Sandstein vor 15 Jahren nach Deutschland gebracht und ihn in Berlin in seine Installation «Global Stone» integriert. «Es ist nicht nur ein Stein», sagte Melchor Flores, der den Protest in Caracas organisiert hatte: «Er ist Teil unserer Kultur.»
Die Indios - viele von ihnen im traditionellen Lendenschurz und mit Speeren bewaffnet - riefen vor der deutschen Botschaft «Gebt den Stein zurück.» Der sogenannten Kueka-Stein, der den Pemón heilig ist, solle wieder an ihre Gemeinde in der Hochebene Gran Sabana im Süden des Landes zurückgegeben werden, sagte ein Demonstrant.
Künstler vermutet Ränkespiele
Von Schwarzenfeld hatten den Felsen 1997 aus dem Nationalpark Canaima abtransportieren lassen. Er habe über eine Genehmigung der venezolanischen Behörden verfügt und der Findling sei ein Geschenk an das deutsche Volk gewesen, teilte der Künstler mit.
Angehörige der Pemón hätten ihm damals bei der Auswahl des Steins geholfen und es sei nie die Rede davon gewesen, dass der Felsen eine kulturelle oder religiöse Bedeutung für die Indios habe.
Er gehe davon aus, dass der venezolanische Präsident Hugo Chávez hinter den jüngsten Protesten stecke, um unter den Indios für politische Unterstützung bei den Präsidentschaftswahlen im Oktober zu werben, sagte von Schwarzenfeld. In zwei kürzlich auf der Internetplattform Youtube veröffentlichten Videos sei plötzlich von der sakralen Bedeutung des Steins die Rede gewesen. Der Legende der Pemón nach handelt es sich bei dem Stein allerdings um einen Urahn des indigenen Volkes.
In grauer Vorzeit soll ein junger Mann namens Kueka in eine Frau aus einem Nachbarstamm verliebt haben. Das Paar heiratete und erzürnte damit die Gottheit Makunaima, die die beiden daraufhin zur Strafe in Steine verwandelte.
Botschaft: Rückgabe schwierig
Der deutsche Botschafter in Caracas, Georg-Clemens Dick, versuchte am Donnerstag zu vermitteln. Er habe bereits mit venezolanischen Behördenvertretern gesprochen und deutlich gemacht, wie schwierig eine Rückführung des Findlings wäre, sagte er den Demonstranten vor den Toren der diplomatischen Vertretung.
«Die einfachste Lösung ist (...) mit den Indios zu sprechen, den Fehler einzuräumen und um Verzeihung zu bitten», sagte Dick. Er bitte die Pemón, der Welt den Stein zu schenken. Er sei Teil eines «weltweiten Friedensprojekts».
SDA/mrs
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