Handballer Nikola PortnerEr spielt auch für den verstorbenen Vater
Nikola Portner durchlebte im Herbst schwere Zeiten. Mittlerweile befindet sich der 27-jährige Berner wieder in Topform.

Am 23. September 2020 starb unerwartet Zlatko Portner. Der legendäre Handballer aus dem früheren Jugoslawien wurde nur 58 Jahre alt. Und Nikola Portner verlor nicht nur seinen Vater, sondern auch seinen Mentor. Den Mann, der ihn schon als Kind mit dem Handballsport in Verbindung gebracht und einen grossen Anteil daran hatte, dass der 27-Jährige heute ein Torhüter von guter internationaler Klasse ist, der beste der Schweiz.
Nikola Portner flog von Frankreich aus, wo er seit einigen Jahren spielt, nach Serbien an die Beerdigung, und gleich wieder zurück nach Frankreich. Und figurierte am Tag, nachdem sein Vater zu Grabe getragen worden war, bei seinem Verein Chambéry in der Startformation. «Ich dachte, dass mich mein Team braucht», sagt Portner rückblickend. «Ich hätte dies aber nicht tun sollen, ich war nicht bereit zum Spielen und hielt praktisch keinen Ball.» Nach 20 Minuten wurde er von Trainer Erick Mathé vom Feld genommen.
Auch noch an Covid erkrankt
Die Wochen unmittelbar nach dem Tod des Vaters waren nicht die einzige schwierige Phase, die der Goalie im Herbst zu überstehen hatte. Ende Oktober erkrankte er wie viele Teamkollegen von Chambéry an Covid-19. Portner verlor einige Kilogramm an Gewicht, verpasste das erste EM-Qualifikationsspiel in Dänemark und trat gegen Nordmazedonien nach zwei Wochen ohne Training an.
Mittlerweile ist Portner aber wieder in Topform. Und durfte mit der Schweiz im Januar an der WM teilnehmen. Ein mittlerweile hinlänglich bekanntes Stück Sportgeschichte, wie eine Mannschaft zwei Tage vor den Titelkämpfen erfährt, dass sie teilnehmen darf, die Anreise mitsamt den erforderlichen Corona-Testungen kurzfristig organisiert wird, das Team erst kurz vor dem ersten Spiel in Ägypten eintrifft, direkt vom Flughafen in die Spielhalle fährt und Österreich bezwingt.
«Vielleicht war das sogar gut, dass die Vorbereitung so gelaufen ist», sagt Portner. «So hatten wir auf der emotionalen Ebene keine Zeit, uns Gedanken über die Spiele zu machen.» Bei der EM ein Jahr zuvor sei dies der Fall gewesen. «Da hatte dann der eine oder andere auch Angst davor, sich in der Vorbereitung zu verletzen. Wir befassten uns lange mit dem Startspiel gegen Schweden und verloren dieses dann mit 13 Toren Differenz.» Das gute Abschneiden an der WM überraschte Portner nicht. «Wir wussten, dass wir diese Leistungen erbringen können.»
In Chambéry am richtigen Ort
Im letzten Sommer wechselte der Berner innerhalb der französischen Liga von Montpellier zu Chambéry. In Montpellier wurde er kaum noch eingesetzt, bei seinem neuen Verein ist er die klare Nummer 1. «Bei Chambéry stimmt für mich derzeit alles. Die Infrastruktur ist perfekt, mit dem Trainer verstehe ich mich ausgezeichnet, die Familie fühlt sich in der Stadt wohl, und wenn ich nach Bern fahren will, bin ich in zweieinhalb Stunden dort», beschreibt Portner, warum er am genau richtigen Ort gelandet ist.
Sein Team belegt derzeit in der Liga Rang 8, hat allerdings Corona-bedingt erst 13 von 30 Spielen absolviert, die restlichen 17 Partien werden in nur drei Monaten bis Mitte Juni ausgetragen. Das Ziel Chambérys ist es, unter die ersten 6 vorzustossen und so 2021/22 in der European League spielen zu können.
Zuvor aber bestreitet Portner in der kommenden Woche zwei EM-Qualifikationsspiele gegen Finnland. Partien, die unbedingt gewonnen werden müssen, will die Schweiz an der EM 2022 teilnehmen. Nach den Niederlagen gegen Dänemark und Nordmazedonien im Herbst steht das Team von Nationaltrainer Michael Suter unter Erfolgsdruck.
Nikola Portner bestreitet auch diese Partien für seinen Vater. An der WM war mehrmals zu sehen, wie er seinen Arm nach gelungenen Aktionen Richtung Himmel streckte. «Ich werde immer auch für ihn spielen», sagt der Berner. «Vor seinem Tod war es normal, wenn ich das Trikot mit dem Aufdruck Portner anzog, es ist mein Nachname. Seither ist es anders, er ist so auch mit mir.»

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