«Er hat die Sozialdemokratie wie kaum ein anderer geprägt»
Helmut Schmidt war einer der grössten deutschen Politiker aller Zeiten. Entsprechend fallen die Reaktionen auf seinen Tod aus.
SPD-Chef Sigmar Gabriel hat den verstorbenen sozialdemokratischen Altkanzler Helmut Schmidt als «grossen Europäer» und «grossen Sozialdemokraten» gewürdigt. Schmidt habe «mit Zuversicht und Realismus unser Land gestaltet», sagte Gabriel in Berlin.
«Er war ein grosser Patriot»: Sigmar Gabriel würdigt Helmut Schmidt. Video: Reuters
Das Vermächtnis des Altkanzlers laute Europa und die Freundschaft zu Frankreich. Gabriel hob hervor, dass Schmidt «über Generationen hinweg den Deutschen als einer der bedeutendsten Staatsmänner unseres Landes in Erinnerung» bleiben werde.
Auch der deutsche Ausenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nannte Schmidt einen «Vordenker» und «grossen Staatsmann». Bis zuletzt seien dessen «Klugheit und Autorität geschätzt» worden. Steinmeier hob als Verdienste Schmidts insbesondere hervor, Deutschland in die Weltwirtschaft eingebunden und in den schwierigen Zeiten des Terrorismus in den 70er Jahren «Kurs gehalten» zu haben.
«Entschlossenes Handeln in schwierigsten Situationen»
Bundespräsident Joachim Gauck hat Helmut Schmidt als einen der bedeutendsten deutschen Politiker der Nachkriegszeit gewürdigt. In seinen öffentlichen Ämtern habe Schmidt Grosses geleistet, betonte Gauck in einem vom Bundespräsidialamt veröffentlichten Kondolenzschreiben an Schmidts Tochter Susanne Kennedy-Schmidt.
Verband Freiheit und Verantwortung: Bundespräsident Joachim Gauck trauert um Helmut Schmidt. Video: Reuters
«Sein entschlossenes Handeln in schwierigsten Situationen, seine Fähigkeit, das Machbare zu erkennen und zu gestalten, aber auch seine Kompromissfähigkeit, sein Eintreten für die Verteidigungsbereitschaft der freien Staaten Europas in Zeiten der Bedrohung – das alles steht mir und vielen Menschen in unserem Land in diesen Stunden der Trauer vor Augen.»
«Abschied von Weggefährten in schwerer Zeit»
Der frühere FDP-Chef Hans-Dietrich Genscher war es, der 1982 mit dem Ende der SPD/FDP-Koalition den Sturz Schmidts als Kanzler einleitete. Auch er würdigte den verstorbenen Altkanzler. «Wir wissen, Deutschland ist ärmer geworden, und wir empfinden, er wird uns fehlen», erklärte Genscher in Bonn. Für ihn persönlich sei der Tod Schmidts «der Abschied von einem Weggefährten in schwerer Zeit». Genscher war in der Amtszeit Schmidts als Bundeskanzler Aussenminister und Vizekanzler gewesen.
Europaparlamentspräsident Martin Schulz (SPD) hat Schmidts Tod als eine «Zäsur für Deutschland und Europa» bezeichnet. «Mit Helmut Schmidt starb ein herausragender deutscher Bundeskanzler, ein grosser und kämpferischer Europäer und ein Mann, der die Sozialdemokratie in Deutschland und Europa wie kaum ein anderer geprägt hat», erklärte Schulz in Brüssel. «Er hat Deutschland souverän und mit unvergleichlicher Führungsstärke in schwierigen innenpolitischen und weltwirtschaftlichen Zeiten gelenkt.»
RAF-Terrorismus und der Kalte Krieg
CSU-Chef Horst Seehofer nannte Schmidt einen «herausragenden Nachkriegspolitiker und Staatsmann». «Strategisches Geschick und politische Weitsicht – so hat Helmut Schmidt als Bundeskanzler die Bundesrepublik Deutschland sicher durch die schwierige Zeit des RAF- Terrorismus und des Kalten Krieges geführt», erinnerte der bayerische Ministerpräsident.
Die Grünen-Vorsitzenden Simone Peter und Cem Özdemir nannten Schmidt «einen hoch geachteten Politiker und Staatsmann». Er sei bis zuletzt einer der führenden Intellektuellen des Landes gewesen.
Die Fraktionsvorsitzenden der Linken, Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch, erklärten: «Mit Helmut Schmidt verliert Deutschland einen Staatsmann, der die Politik der Bundesrepublik und die Sozialdemokratie in seinem langen Leben bedeutsam mitgeprägt hat.»
Auch Hollande lobt Schmidt
Der französische Präsident François Hollande hat den verstorbenen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) als «grossen Europäer» gewürdigt. Hollande erklärte, Schmidt habe als Bundeskanzler Entscheidungen vorbereitet, die anschliessend von seinem Nachfolger Helmut Kohl (CDU) und dem französischen Präsidenten François Mitterrand umgesetzt worden seien. Hollande bezeichnete Schmidt als «grossen Staatsmann», der dafür plädiert habe, «der Marktwirtschaft eine soziale Dimension» zu geben.
«Grosser Europäer»: François Hollande über den verstorbenen Altkanzler Schmidt. Video: Reuters
Auch die deutsche Wochenzeitung «Die Zeit» trauert um ihren langjährigen Herausgeber Helmut Schmidt. «Helmut Schmidt ist tot und wir, die ihn überlebt haben, müssen jetzt erwachsen werden. Ob wir es wollen oder nicht», sagte Chefredaktor Giovanni di Lorenzo in Hamburg.
De Wecks Stellungnahme
Der Geschäftsführer des Verlages, Rainer Esser, ergänzte: «Ich bin sehr glücklich, dass ich einen so klugen, liebenswürdigen und immer hilfsbereiten grossen Mann über 16 Jahre regelmässig treffen durfte. Wir werden ihn unendlich vermissen.» Als Herausgeber, zeitweise auch als Verleger und Geschäftsführer, habe Schmidt 32 Jahre lang über die Geschicke des Blattes gewacht, teilten Redaktion und Verlag mit.
Auch SRG-Generaldirektor Roger de Weck äusserte sich zum Tod von Helmut Schmidt. Als Redaktor und – von 1997 bis 2001 – Chefredaktor der «Zeit» habe er mit dem Altkanzler aufs engste zusammengearbeitet, hiess es in einer Stellungnahme. Schmidts Definition linker Politik sei «pragmatisches Handeln in sittlicher Absicht» gewesen.
sda/AFP/rre
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