Energie-Initiativen gingen den Horgnern zu weit
Die Stimmbürger entschieden sich gegen Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft und für Atomstrom.
Von Daniel Stehula Horgen – Die Horgner wollen sich nicht zu stark in ihrem Energieverbrauch einschränken. Das haben sie mit ihrem Nein zur Initiative von SP und Grünen «Energiewende jetzt! Aufbruch zur 2000-Watt-Gesellschaft» zum Ausdruck gebracht. Bei einer Stimmbeteiligung von rund 40 Prozent fiel die Entscheidung mit 3115 Nein- zu 1166 Ja-Stimmen sehr deutlich aus. Den Gegenvorschlag des Gemeinderats nahmen die Stimmbürger mit 2586 Ja- zu 1609 Nein-Stimmen jedoch klar an. Der Gegenvorschlag fasst anstelle der Realisierung einer 2000-Watt-Gesellschaft in Horgen bis ins Jahr 2050 ein mittelfristigeres Ziel: Bis 2020 will der Gemeinderat die Voraussetzungen schaffen, damit Horgen vom Verein Energiestadt die Auszeichnung European Energy Award Gold erhält. Gemeinde muss Energie sparen Das Gold-Label zeichnet Städte und Gemeinden aus, die mindestens 75 Prozent der zu vergebenden Punkte von der Energiestadt-Jury erhalten. Derzeit tragen in der Schweiz 18 Gemeinden dieses Label, darunter die Städte Basel und Zürich. Der Gemeinderat hält dieses Ziel für ambitioniert und ist sich bewusst, dass die Gemeinde Horgen dafür ihren Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss deutlich herabsetzen muss. Nachdem nun der Gegenvorschlag angenommen ist, wird der Gemeinderat Massnahmen ausarbeiten und an der Gemeindeversammlung im Dezember des nächsten Jahres zur Abstimmung vorlegen. Die Massnahmen werden für Behörde und Verwaltung verbindlich sein. Auch wenn die Initianten die Einwohner Horgens beim Energiesparen in die Pflicht nehmen wollten, und nicht nur das offizielle Horgen, sind sie mit dem Ausgang der Abstimmung nicht unzufrieden.Matthias Herfeldt, Präsident der Grünen Horgen, wertet es als Erfolg, dass der Gegenvorschlag angenommen wurde. Er sagt: «Ohne unsere Initiative hätte der Gemeinderat diesen Vorschlag gar nicht gemacht.» Herfeldt zieht aus dem Abstimmungsergebnis auch den Schluss, dass die nukleare Katastrophe im japanischen Fukushima die Horgner nicht mehr beschäftige. Die zweite rot-grüne Energieinitiative, «Horgner Strom ohne Atom», wurde mit 3004 Nein- zu 1478 Ja-Stimmen förmlich beiseite gewischt. «Horgen ist eine fortschrittliche Gemeinde», sagt Herfeldt, «wir hatten gehofft, mit diesen sehr ambitiösen Vorlagen eine Chance zu haben.» Der Präsident der Grünen beobachtet, dass eines die Energiedebatte präge: Kaum einer wolle den ersten Schritt tun oder einen Alleingang wagen, man schaue immer auf die anderen.Werkvorstand Hans-Peter Brunner (FDP) hatte keine so deutliche Entscheidung erwartet. Er war vor der Abstimmung davon ausgegangen, dass die Stimmbürger für einen Atomausstieg zu gewinnen seien. «Aber ich hatte ja bereits im Vorfeld gesagt, dass man über einen Ausstieg erst entscheiden könne, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen», sagt Brunner. Kommt dazu, dass in seinen Augen ein Horgner Atomstromverzicht nichts gebracht hätte, ausser ein Zeichen zu setzen. Eigeninitiative gefragt Der FDP-Gemeinderat verweist darauf, dass die Horgner bereits heute die Möglichkeit hätten, ihren Strom aus alternativen Quellen zu beziehen: Horgen bietet eigenen Solarstrom an sowie Strom aus dem eigenen Wasserkraftwerk in Käpfnach. Gemeinderätin Jacqueline Gübeli (SP) war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
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