Endlich eine Perspektive
Silvio Berlusconi ist von der Justiz besiegt. Den Rebellen in seiner Partei geht nun auf, dass sein Rechtspopulismus keine Zukunft hat.
Es war die vielleicht verrückteste Regierungskrise, die Italien je erlebt hat: Am vergangenen Freitag eingeleitet durch Silvio Berlusconi, der zunächst den Rücktritt seiner Parlamentarier und dann die Demission der fünf Minister seiner Partei PDL befahl. Und am Mittwoch beigelegt durch Berlusconi, der «unter Schmerzen» der Regierung doch noch sein Vertrauen aussprach.
Viel Lärm um nichts? Nicht doch. Ganz abgesehen davon, dass das hoch verschuldete Land in den Tagen der Krise wieder einmal näher an den Abgrund der Staatspleite rutschte, ist der Theaterdonner um die Auflösung von Berlusconis Partei durchaus angemessen. Mit viel Trara war Forza Italia vor 20 Jahren angetreten, mit ebenso viel Krach zerfällt die Partei nun, da ihr Führer am Ende seiner politischen Laufbahn angelangt ist, in ihre Einzelteile.
Die Zeit des Cavaliere ist vorbei
Berlusconis Zeit ist unweigerlich abgelaufen. Mitte Oktober wird der grösste Medienunternehmer des Landes seine Strafe als verurteilter Steuerbetrüger antreten müssen und von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen.
Eine Ära geht damit zu Ende, in der es möglich war, mithilfe politischer Verbindungen zum steinreichen Monopolisten aufzusteigen – um dann durch eigene politische Macht das Monopol auch gegen Recht und Gesetz zu verteidigen. Berlusconis Erfolgsgeschichte ist im Zeitalter der Globalisierung nicht mehr möglich. Italien lässt sich als wichtiges Euroland nicht länger wie ein Familienunternehmen regieren.
Keine Zukunft
Genau das haben die Rebellen in Berlusconis Partei spät genug erkannt. Nun, da der Führer von der Justiz besiegt ist, geht ihnen auf, dass sein Rechtspopulismus keine Zukunft hat. Und sie machen sich an den Aufbau einer Partei, wie sie Italien jahrzehntelang gefehlt hat: konservativ, aber europäisch orientiert und deshalb koalitionsfähig.
Eine solche Partei gab es vor Berlusconi schon einmal, sie hiess Democrazia Cristiana und löste sich Anfang der 90er-Jahre in Korruptionsskandalen auf. Angelino Alfano und die anderen Aufständischen erfinden also gerade nichts Neues. Aber sie geben doch einem nicht unbeträchtlichen Teil der italienischen Wähler, die nicht links stehen, aber auch nicht rechtsaussen wählen wollen, eine Perspektive.
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