Empörung über verweigerte Bestattung von Roma-Baby
Der Fall eines französischen Bürgermeisters, der sich geweigert haben soll, ein Roma-Baby zu beerdigen, schlägt immer höhere Wellen. Nun schaltet sich der Menschenrechtsbeauftragte ein.

Nach Berichten über die Verweigerung der Bestattung eines über die Weihnachtstage gestorbenen Roma-Babys in Frankreich hat sich nun auch der Menschenrechtsbeauftragte des Landes eingeschaltet. Er sei über die Berichte «fassungslos und schockiert», sagte Jacques Toubon dem Radiosender Europe1. Er werde gleich am Montag eine Untersuchung des Falles einleiten.
In dem Fall geht es um den rechtsgerichteten Bürgermeister der Gemeinde Champlan bei Paris, der die Bestattung eines Roma-Babys verweigert haben soll. Nach einem Bericht der Zeitung «Le Parisien» begründete Christian Leclerc seine Entscheidung damit, dass auf dem Friedhof seiner Ortschaft nur noch wenige Gräber frei seien. «Vorrang haben diejenigen, die hier ihre Steuern zahlen», wurde der rechtsgerichtete Bürgermeister von der Zeitung zitiert.
Der Vorfall sorgte für heftige Proteste im ganzen Land. Leclerc wies daraufhin am Sonntag die Vorwürfe zurück und sprach von einem Missverständnis. «Zu keinem Zeitpunkt habe ich mich dieser Bestattung widersetzt, die ganze Sache wurde aufgebauscht», sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Sein von «Le Parisien» veröffentlichtes Zitat sei «aus dem Zusammenhang» gerissen.
Andere Gemeinde bot Beerdigung an
Das am 14. Oktober geborene Mädchen Maria Francesca war in der Nacht zum 26. Dezember am plötzlichen Kindstod gestorben, wie der Präsident des örtlichen Vereins zur Unterstützung der Roma, Loic Gandais, mitteilte. Demnach starb das Kleinkind in einem Krankenhaus der an Champlan angrenzenden Gemeinde Corbeil-Essonnes. Die Familie stellte daraufhin in Champlan, wo sie seit mehreren Jahren mit anderen Roma in einem Camp wohnt, den Antrag, ihr Kind dort begraben zu dürfen. Angesichts der Weigerung des Bürgermeisters bot die nahe gelegene Gemeinde Wissous der Familie schliesslich an, das Baby dort zu begraben.
«Einfach aus Menschlichkeit konnte die Situation so nicht bleiben», sagte der Bürgermeister von Wissous, Richard Trinquier. «Es gibt keinen Grund, einer Mutter, die neun Monate ein Kind getragen hat und es nach zweieinhalb Monaten verliert, weiteren Schmerz zu bereiten.» Familienstaatssekretärin Laurence Rossignol zeigte sich ebenfalls erschüttert. «Ein Baby zu verlieren, bedeutet unermessliches Leid», schrieb die Sozialistin im Onlinedienst Twitter. Betroffenen Eltern die Beerdigung zu verweigern, sei eine «unmenschliche Erniedrigung».
In Frankreich können Menschen an ihrem Wohnort, an ihrem Sterbeort oder in einer Gemeinde begraben werden, wo die Familie eine Begräbnisstätte hat. In jedem Fall müssen die Angehörigen beim jeweiligen Bürgermeister um Erlaubnis bitten.
AFP/thu
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch