Eitel Vergnügen für Mutschli-Liebhaber
Film «Die Käsemacher».
Lobenswert, dass Cinema Meiringen Fasolins Dokumentarfilm ins Programm aufgenommen hat. Gut auch, dass die 90-Minuten-Produktion nach der begeisternden Premiere noch zweimal zu sehen ist – morgen Sonntag ab 19 Uhr und am Montag ab 20.15. Uhr. Denn: «Die Käsemacher – Ausländische Alpsennen» ist nicht nur Dokumentar-, sondern auch amüsanter und spannender, absolut kitschfreier Heimatfilm. Auf Balisalp am Hasliberg und auf Alp Oltscheren an der gegenüberliegenden Talseite arbeiten Frauen und Männer aus Österreich, Deutschland und Italien als angestellte Sennen. Sie hüten und pflegen die Kälber, Rinder und Kühe ihrer Dienstherren, misten die Ställe aus, melken, käsen oder transportieren – wie auf Oltscheren – die Milch in die zentrale Käserei. Dort stellt Massimiliano Nicotera aus Como in den vier Sommermonaten über 920 Laibe her. Sie werden am Alpsommerende vom Experten geprüft. «Super», sagt Adrian Heiniger, «mit 20 Punkten hat er das Maximum erreicht, erfreulich, dass uns auch ein Italiener zeigen kann, wie man guten Alpkäse macht.» Es ist Nicoteras erster Oltscheren-Sommer, in den Jahren zuvor war er als Senn auf Tessiner Alpen angestellt. Auf Balisalp stehen der Hamburger Steinmetzin und -bildhauerin Saskia Ambrass eine fahrbare Melkanlage und eine gut eingerichtete Käserei zur Verfügung. Sie ist zum dritten Mal hier oben und gibt unumwunden zu: «Ja, hie und da ist eine gewisse Deutschen-Feindlichkeit zu spüren.» Die Welt der Berge und Alpen hat die junge Norddeutsche in die Schweiz gezogen. Keine Idylle ohne Probleme Lachend bewältigt Felicitas Heckmann aus Niederösterreich sprachliche Verständigungsprobleme. Wie ihr Arbeitgeber Arthur von Bergen mit dem Stumpen im Mund erklärt, dass die Kälber wegen dem «Tschurggen» so und nicht anders im Stall anzubinden sind, versteht sie vorerst einmal «Schurken» und lacht herzlich. Später: Die Lehrerin und der Bauer singen zusammen «Zwei rehbraune Augen», Felicitas beendet den Vortrag wiederum herzlich lachend mit der Bemerkung: «Thuri, du kannst ja Deutsch.» Unterschiedliche Mentalitäten und unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich Arbeitsprogramm, Freizeit und Entlöhnung können hie und da zu Problemen führen, wie Oberländer Älpler bestätigen. Preisgekrönt «Die Käsemacher» der 32-jährigen Sozialanthropologin Sarah Fasolin ist vor einem Monat als wissenschaftlicher Film in Bern von «Science et Cité Cinéma» als bester Abschlussfilm ausgezeichnet worden. Er ist – von der Regie über die Aufnahme bis zum Schnitt – ein Einfrauwerk. Wie die Autorin dem Meiringer Premierenpublikum erklärte, hat sie im Alpsommer 2009 ganze 44 Stunden Film gedreht.André Hug >
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