Einfach nichts
Am kommenden Montag ist es genau ein Jahr her, dass die Zwillinge Livia und Alessia von ihrem Vater entführt wurden. Noch immer gibt es keine Spur – die Ermittlungen laufen weiter. Wie geht die Mutter damit um?
Ein Jahr nach der Entführung durch ihren Vater fehlt von den Zwillingen Livia und Alessia aus St. Sulpice VD nach wie vor jede Spur. Die Ermittlungen gehen in drei Ländern weiter. Die Mutter hat deshalb immer noch Hoffnung, dass die Mädchen gefunden werden.
«Die Situation ist wirklich hoffnungslos, genauso hoffnungslos wie vor einem Jahr», sagte die Mutter Irina Lucidi in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Sie habe keine Antwort darauf bekommen, wo ihre beiden Mädchen sein könnten. Trotzdem gehe das Leben weiter.
Und doch: «Ich behalte die Hoffnung.» Solange die Ermittlungen weiter gingen, bestehe immer noch Hoffnung. Die Wut und die Verzweiflung, die sich in ihr aufgestaut hätten, wolle sie nun zugunsten anderer Kinder in etwas Positives umwandeln. «Dies hilft mir, besser zu leben, Hoffnung zu haben auf eine bessere Welt».
Telefonische Help-Line
Irina Lucidi gründete am 7. Oktober 2011, dem siebten Geburtstag der Zwillinge, die Stiftung «Missing Children Switzerland». Am Montag, dem Jahrestag des Verschwindens der Mädchen, wird das Angebot in Betrieb gehen. Es ist eine telefonische Help-Line mit der Nummer 0848 116 000. Die Stiftung lebt von privaten Spenden und zählt zwischen 10 und 15 Angestellte und freiwillige Helfer.
Das Angebot soll die Behörden bei Ermittlungen unterstützen, aber auch präventiv wirken. Dies erklärte Yves Toutounghi, der operative Direktor der Stiftung, der sda. Betrieben wird die Help-Line während 24 Stunden an sieben Tagen die Woche - und zwar für alle Personen, die ein Kind als vermisst melden wollen. Die Hinweise werden in Deutsch, Französisch und Italienisch entgegengenommen.
Vater brachte Mädchen nicht zurück
Die Zwillingsmädchen Livia und Alessia verschwanden vor einem Jahr, am 30. Januar 2011. Der 43-jährige Vater hatte die sechsjährigen Mädchen über das Wochenende betreut und sie danach seiner von ihm getrennt lebenden Frau nicht mehr zurückgebracht.
Er fuhr vielmehr mit seinem Auto nach Marseille (F) und nahm später die Fähre nach Korsika. Dort verliert sich auch die einzige Spur der Mädchen.
Auch Erde an den Stiefeln analysiert
«Es gibt bis jetzt keinen einzigen eindeutigen Beweis, dass die Zwillinge auf der ganzen Fahrt des Vaters dabei waren», hält Jean-Christophe Sauterel, Sprecher der Waadtländer Kantonspolizei, fest. Auch die Analyse der Erde, die an den Stiefeln des Vaters gefunden wurden, habe nichts Schlüssiges ergeben.
Alles was übrig bleibe, seien die drei Zeugenaussagen, die den Vater bei der Überfahrt von Marseille nach Korsika mit den Mädchen auf der Fähre gesehen haben wollen, so Sauterel. Am 3. Februar warf sich der Vater im italienischen Cerignola vor den Zug.
Gemeldetes Mädchen war nicht Livia
Die Ermittlungen laufen in Italien, Frankreich und der Schweiz weiter, wie der untersuchende Staatsanwalt, Pascal Gilliéron, bestätigt. Drei Ermittler aus der Waadt waren erst kürzlich «in einem europäischen Land».
Bei dem gemeldeten Mädchen habe es sich dann aber nicht um Livia gehandelt. Die Waadtländer Kantonspolizei habe regelmässig Kontakt mit der Mutter der verschwundenen Zwillinge, sagte Sauterel. Ihre Plattform für verschwundene Kinder sei ein zusätzlicher Faktor, der bei den Ermittlungen eine wichtige Rolle spielen könne.
SDA/bru
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