Geldblog: Zurich Invest CertificateEinen Kapitalschutz gibts nie gratis
Einige Versicherer offerieren Anlageinstrumente, bei denen man am Aufwärtstrend der Finanzmärkte und von einem Kapitalschutz profitieren kann. Wo die Chancen und Risiken liegen.

Wir mussten bei unserer Autoversicherung eine Änderung vornehmen und deshalb war der Versicherungsberater bei uns. Zum Schluss informierte er uns noch über eine Anlagemöglichkeit, das Zurich Invest Certificate. Bei einer Investition würden wir bei der Autoversicherungsprämie jährlich eine Reduktion von 100 Franken erhalten. Mein Mann und ich haben die Jahrgänge 1943 und 1946. Wir wären nicht abgeneigt, mit 20'000 Franken dabei zu sein. Wo sind die Risiken? Wir halten Einzelaktien der Firmen Sika, Swisscom, Swiss Re und Zurich Insurance, hauptsächlich der Dividenden wegen. Leserfrage von E.B.
Viele grosse Versicherer sind neben ihrem Kerngeschäft der Risikoabsicherung vermehrt auch erfolgreich in der Vermögensverwaltung aktiv – so etwa die Swiss Life, Helvetia, Baloise und die Zurich Insurance, von der Ihnen der Versicherungsberater die aktuelle Tranche des Zurich Invest Certificate empfohlen hat. Auch andere Versicherer bieten ähnliche Produkte an, die teilweise aber mit einer Todesfallrisikopolice kombiniert sind – so etwa die Value-Trend-Tranchen der Helvetia.
Beim Zurich Invest Certificate investieren Sie Ihr Geld in einen Schweizer Aktienindex, bestehend aus Roche, Novartis, Kühne&Nagel, ABB, Swiss Re, Zurich Insurance, Swisscom, Givaudan, Sika und SGS, die je zu 10 Prozent gewichtet werden. Warum etwa das Börsenschwergewicht Nestlé nicht dabei ist, ist mir nicht klar. Der Pluspunkt dieses Instrumentes besteht darin, dass man auf der einen Seite am möglichen Aufwärtstrend dieser Aktien partizipieren kann und auf der anderen Seite von einem Kapitalschutz profitiert, allerdings mit Begrenzungen im positiven und negativen Sinne.
Wenn es an den Börsen so richtig schlecht laufen würde, wäre man auch mit Verlusten konfrontiert.
Konkret profitiert man bis zu einer maximalen Höhe von 50 Prozent von der Index-Aufwärtsbewegung. Gleichzeitig hat man einen vollen Kapitalschutz, allerdings nur bis zu einer Negativentwicklung des Swiss Top Ten Index 3 bis zu minus 30 Prozent. Wenn der Index noch mehr einbricht, hätten Sie keinen vollen Kapitalschutz mehr und würden am Ende der Laufzeit nicht mehr das gesamte Kapital zurückbezahlt bekommen. Besonders unangenehm wäre in dieser Konstellation die Tatsache, dass der Verlust von über 30 Prozent bei diesem Produkt verdreifacht wird. Würde der Index bis zum Vertragsablauf 33 Prozent verlieren, würden Sie nur noch 91 Prozent Ihrer Investition zurückerhalten. Der Kapitalschutz ist somit begrenzt. Wenn es an den Börsen so richtig schlecht laufen würde, wäre man auch mit Verlusten konfrontiert.
Positiv hingegen ist, dass man bei einer günstigen Entwicklung zusätzlich zur Rendite des Index 10 Prozent Extrarendite bis zu einem Maximum von 50 Prozent erhält. Auch gibt es ab einer bestimmten Schwelle eine Gewinnabsicherung und Sie sind mit keinen direkten Währungsrisiken konfrontiert. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre. Wenn Sie nicht von einer miserablen Börsenentwicklung ausgehen, ist das Instrument eine Möglichkeit, mit begrenzten Risiken an der Entwicklung der zehn Schweizer Aktien zu partizipieren. Gratis gibt es dies aber nicht.
Ich empfehle Ihnen, Ihren Berater genau nach den Gebühren zu fragen. Nebst der Ausgabekommission, welche einmalig bei Vertragsabschluss durch Sie zu entrichten ist, fallen Gebühren der Depotbank an, die dem Zertifikat belastet werden. Wenn man etwas sucht, findet man die Gebührenangaben im Kleingedruckten: Als einmalige Kosten werden Einstiegskosten von 2,80 Prozent sowie Ausstiegskosten von 1,00 Prozent und laufende Kosten von 1,25 Prozent ausgewiesen.
Sie würden somit Ihre Positionen bei diesen Titeln faktisch erhöhen und laufen Gefahr, ein Klumpenrisiko zu tragen.
Letztere sind deutlich höher als beispielsweise von einem Exchange Traded Fund, welcher den SMI abbildet. Ein solcher ETF bietet anders als das Zertifikat aber in der Regel auch keinen Kapitalschutz, was immer kostet. Gelder fliessen auch in Form von Retrozessionen, welche etwa Ihr Versicherungsberater im Zusammenhang mit dem Verkauf und der Vermittlung des Anlageprodukts bekommt. Die Entschädigung liegt bei diesem Instrument zwischen 0,5 Prozent und maximal 1,2 Prozent des investierten Volumens pro Jahr. Letztlich bezahlt man auch diese Gebühren indirekt als Kunde.
Nicht beeinflussen lassen sollten Sie sich bei Ihrem Entscheid von der angebotenen Prämienreduktion auf der Autoversicherung um 100 Franken pro Jahr, falls Sie in das Zertifikat investieren. Beachten sollten Sie hingegen einen anderen Aspekt: Sie schreiben mir, dass Sie unabhängig von dem Zertifikat bereits Aktien der Sika, Swisscom, Swiss Re und Zurich Insurance besitzen. Genau diese Aktien sind auch im Index enthalten, welcher die Basis des Zertifikates bildet. Sie würden somit Ihre Positionen bei diesen Titeln faktisch erhöhen und laufen Gefahr, ein Klumpenrisiko zu tragen. Ich halte dies nicht für dramatisch, aber Sie sollten sich dies bewusst sein. Falls die zehn im Index enthaltenen Aktien während der Laufzeit weit mehr als 30 Prozent einbrechen würden, hätten Sie auf den selbst gehaltenen Einzelaktien nochmals beträchtliche Verluste. Zudem bekommen Sie auf dem Zertifikat anders als bei den Einzelaktien keine Dividende und auch keinen Zins.
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