Eine Zwischenlösung namens Einspruch
Am Wochenende eröffnet der Club Einspruch im ehemaligen Bonsoir. Offen für Junge ab 16 Jahren, aber kein Jugendclub, halten die Betreiberinnen und Betreiber fest.

Die Bar dient noch als Ablage für Werkzeuge, Schraubenschachteln und Kabelsalat. Aber diese schönen Wände: die einen capriblau, andere wasserblau, jene in der sogenannten Ausgleichszone taubenblau. Einen solchen ruhigeren Bereich braucht ein Club, um dafür die Tanzflächen genügend laut beschallen zu dürfen.
Und dies soll hier, im ehemaligen Bonsoir an der Berner Aarbergergasse, wieder regelmässig passieren. Am Freitag feiert der neue Club Einspruch seine Eröffnung mit Urban, am Samstag mit Electro.
Die stilistische Vielfalt ist ebenso programmatisch wie die lokalen DJs und DJanes: Hier soll ein bunter Programmmix herrschen und das meiste – auf der Bühne wie auf der Getränkekarte – regional verankert sein. «Die Acts zur Eröffnung sind alle aus der Umgebung», sagt Nadia Hamouda.
Der Schock im April
Die 22-jährige Studentin Hamouda ist im neunköpfigen Vorstand des Vereins Tankere unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Jahrelang engagierte sie sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen, um in den alten Räumen der Sanitätspolizei an der Nägeligasse einen Ort für Junge eröffnen zu können – nicht nur für Jugendliche, betont sie, sondern auch: «Für Leute ab 16 Jahren, offen für alle.»
«Wir haben vier Jahre für die Tankere gearbeitet. Von ihr lassen wir uns nicht abbringen.»
1,95 Millionen Franken wollte die Stadt in den Umbau investieren und so eine Angebotslücke schliessen. Die Tankere-Crew plante Mittagstische, Workshops, Ausstellungen, Konzerte, Partys und mehr.
Dann der Schock im vergangenen April: 72 Einsprachen waren hauptsächlich aus dem Altenberg auf der anderen Aareseite gegen das Bauprojekt eingegangen. Diese seien noch hängig, heisst es bei Hochbau Stadt Bern.
«Sie werden zurzeit vom Regierungsstatthalteramt behandelt. Wir gehen davon aus, dass der Bauentscheid frühestens Anfang 2019 vorliegen wird.» Natürlich ist der Clubname eine Reaktion darauf. «Wir sind nicht einverstanden mit dem Altenberg», sagt Hamouda.
Ende Mai tat sich für die Tankere-Crew die Zwischenlösung im Bonsoir auf, als dieses schloss, und keine vier Monate später geht es dort also bereits los. «Wir arbeiten mit dem, was wir haben und wofür die Zeit gereicht hat. Alles andere kann hochgefahren werden.» Es sei wahnsinnig, wie viele Leute daran interessiert seien, im Einspruch etwas zu verwirklichen.
Die unterschiedlichen Lokale
Der Vertrag für die Bonsoir-Räume läuft bis Ende Januar 2020 mit einer Option für fünf weitere Jahre. Könnte man nicht das Projekt an der Nägeligasse stoppen und an die lärmerprobte Aarbergergasse verlagern?
«Es ist genau unsere Angst, dass sich die öffentliche Meinung in diese Richtung entwickelt», so Hamouda. «Doch wir beharren darauf, dass es eine Zwischennutzung ist.» Vier Jahre lang hätten sie am Tankere-Konzept gearbeitet «und jetzt schnell etwas anderes daraus gebastelt». «Aber von der Tankere lassen wir uns nicht abbringen.»
Die Räume und die Möglichkeiten, die sie böten, seien nicht vergleichbar, betont Philippe Eggenschwiler. Der 34-jährige Jugendarbeiter hat das Tankere-Projekt mit einem Mandat des Jugendamts begleitet und ist nun zu 80 Prozent als Geschäftsführer angestellt.
Sein Lohn ist wie die Miete von der Stadt gedeckt, den Rest muss der Einspruch-Club selber erwirtschaften. «An der Nägeligasse hat es Tageslicht und Aussenraum, und es würde sich um einen neuen Raum mit Topinfrastruktur handeln», sagt Eggenschwiler.
Dort könnte man auch Konzerte veranstalten, was im Einspruch bis auf weiteres nicht möglich sei. Und Betreiberinnen und Betreiber wären auch tagsüber vor Ort, was manchen Interessierten den Zugang erleichtern könnte.
Offen für Ideen
Im Einspruch geht es jetzt mal mit den beiden Partynächten los, danach vorerst mit einem Abend pro Wochenende weiter. Viel mehr liess sich in der kurzen Zeit nicht organisieren, zudem wollen die Betreiber Spielraum lassen für Ideen, die an sie herangetragen werden.
Neben dem vielen Blau an den Wänden glitzert im Fumoir eine silbern. Auch das könnte symbolhaft sein: Einspruch, ein Silberstreifen am Horizont der Berner Jugendkultur.
Am Eröffnungswochenende ist Türöffnung um 22 Uhr, bis 23 Uhr Gratiseintritt, danach 5 Franken. facebook.com/einspruchbern; instragram.com/einspruch.diskothek.
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