Eine persönliche Niederlage für Oswald Grübel
Mit dem heutigen Ergebnis muss der UBS-Chef seine ehrgeizigen Pläne endgültig begraben. Eine Folge sind jetzt harte Einschnitte bei der Grossbank.
Die Ergebnisse, die die UBS heute präsentiert, müssen vor allem für ihren CEO Oswald Grübel eine herbe Enttäuschung sein. Denn sie zeigen, dass er seine ehrgeizigen Ziele nun endgültig begraben muss: Bis 2014 wollte er einen Jahresgewinn von 15 Milliarden Franken präsentieren. Jetzt schreibt die Bank wörtlich: «Wir glauben, dass wir unsere Profitabilität weiter steigern können; die 2009 formulierten mittelfristigen Ziele lassen sich jedoch innerhalb des dafür festgelegten Zeitrahmens von drei bis fünf Jahren wahrscheinlich nicht erreichen.»
Das Wort «wahrscheinlich» ist eine Beschönigung. Die Resultate zeigen erneut, dass die UBS das Ziel nicht erreichen kann. Der Reingewinn belief sich auf 1 Milliarde Franken. Die UBS müsste ihren Quartalsgewinn bis 2014 im Durchschnitt rund vervierfachen, um das ehrgeizige Ziel ihres Chefs zu erreichen.
Das aktuelle Ergebnis ist auch dramatisch schlechter als jenes des Vorquartals und jenes des gleichen Vorjahresquartals. Im Vergleich zum ersten Quartal 2011 (als die Bank 1,8 Milliarden Franken meldete) ist der Reingewinn um 44 Prozent tiefer und im Vergleich zum zweiten Quartal 2010 (als es 2 Milliarden Franken waren) um 50 Prozent. Nicht viel besser sieht das Resultat auch vor Steuern aus: Hier ist der Gewinn von 2,2 Milliarden Franken im Vorquartal um 23 Prozent auf 1,7 Milliarden Franken gesunken.
Die Märkte glaubten nicht an Grübels Pläne
Ein deutlicher Einbruch wurde erwartet, denn die ganze Branche leidet – insbesondere im Investmentbankingbereich. Dieser ist auch für das schlechte Ergebnis der UBS zum grössten Teil verantwortlich. Das Vermögensverwaltungsgeschäft und jenes mit Schweizer Firmen- und Kleinkunden konnten leicht zulegen. Für die Schweizer Grossbanken kommt noch die Aufwertung des Schweizer Frankens belastend hinzu. Auch bei der UBS fällt ein Grossteil der Kosten in Franken an, während die Erträge vor allem in Dollar oder Euro erzielt werden.
Die Entwicklung des Schweizer Frankens war so nicht voraussehbar. Die anderen Entwicklungen, die zur Verschlechterung der Gewinnchancen im Investmentbanking geführt haben, schon eher: zum Beispiel schärfere Kapitalvorschriften und ein Auslaufen der starken Kundenaktivitäten vor allem im Anleihenbereich, da nach der Krise Regierungen und private Gläubiger einen grossen Nachholbedarf an neuen Mitteln hatten.
Tatsächlich hat praktisch kein Marktbeobachter das hochgesteckte Ziel von Oswald Grübel für glaubwürdig gehalten. Wie der Verlauf der UBS-Aktie zeigt, waren auch die Märkte nicht überzeugt. Heute notiert sie wieder so tief wie im Februar 2010, dem Tiefpunkt im Nachgang der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers.
Bis zu 5000 Stellen in Gefahr
Was andere denken, interessiert die Kämpfernatur Oswald Grübel nicht. Er hatte schon die Credit Suisse wieder aus schweren Zeiten geführt, dasselbe wollte er auch bei der UBS erreichen. Und wenn einer es überhaupt schaffen kann, dann er. Das war ebenfalls die Ansicht auf den Märkten. Das Ziel hatte auch psychologische Bedeutung: Es diente zur Stärkung der Moral. Die durch eine Staatsrettung genötigte Grossbank wollte sich wieder Respekt verschaffen. Nichts verschafft in der Finanzbranche mehr Respekt als hohe Gewinne. Angesichts eines harten Konkurrenzkampfs um Spitzenkräfte ist das Ziel auch wichtig, um die besten Leute anzuziehen.
Die andere Seite solch hoher Ziele ist ihr Enttäuschungspotenzial. Dieses droht sich nun zu entladen. Das ist umso dramatischer, als die Bank jetzt auch herbe Einschnitte vornehmen wird. In ihrem ersten Bericht schreibt sie von Kosteneinsparungen im Umfang von 1,5 bis 2 Milliarden Franken. Das geht nicht ohne Personalabbau. Der «Tages-Anzeiger» hat bereits recherchiert, dass 5000 Personen dem Rotstift zum Opfer fallen könnten. Analysten halten das für realistisch. Die Bank steuert drei Jahre nach ihrem Beinahe-Untergang wieder schwierigen Zeiten entgegen.
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