Eine Ode an die Kunst
Ob Theater, Musik, Performance-Art, Literatur oder bildende Kunst: Die diesjährige Ausgabe der Langenthaler Kulturnacht lockte mit einem reichhaltigen Programm. Und das enttäuschte nicht.
Was ist eigentlich Kunst? Schon weitaus Klügere sind über diese Frage gestolpert, wir wollen uns an dieser Stelle deshalb die Peinlichkeit des Scheiterns ersparen. Was aber Kunst kann, das lässt sich immer wieder von neuem durch das praktische Erleben begreifen. Die diesjährige Kulturnacht, wie immer ein gemeinsames Zeichen des Danks von Museum, Kunsthaus, Theater, Bibliothek und Chrämerhuus an die Gesamtbevölkerung des Oberaargaus, die sie finanziell unterstützt, bot wahrlich für alle Sinne etwas – mit einem Programm, das nichts zu wünschen übrig liess.
Die Medienkrise mal anders
In der Stadtbibliothek zeigten die Gebirgspoeten mit ihrem «Radio Alpin», wie Kunst mit Aktualität verbunden werden kann. Die drei Autoren im identischen Look (ein Seitenhieb auf die vermeintliche Uniformität heutiger Journalisten?) kreierten mit lockeren Sprüchen, Satire und Sarkasmus eine Radioshow, die von Originalität nur so sprühte. Eine Show, die notabene aufgrund von mangelnden Ressourcen die Radiomacher komplett selber machen müssen – inklusive Musik, Werbeunterbrechungen und Verkehrsmeldungen («Nichts zu melden»). Ein spannender wie unterhaltsamer Kommentar zur heutigen Medienkrise, der letztlich die unbequeme Frage stellt, ob weniger nicht manchmal mehr wäre. Die Auftritte in der Aula wechselten sich mit denjenigen des Minitheaters Hannibal in der Bibliothek ab, wo – wie in anderen Häusern auch – den Besucherinnen und Besuchern ein Apéro angeboten wurde.
Die Porzi als Inspiration
Im Zeichen der Porzi, ihrer Geschichte und ihrer Bedeutung für die Region stand die lange Nacht der Kultur im Kunsthaus. Das Kooperationsprojekt mit der Genfer Kunsthochschule HEAD zahlte sich – für beide Seiten – voll aus. «Es war eine spannende Zusammenarbeit, von der sicherlich beide Seiten profitieren konnten», sagt Eva Maria Knüsel, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kunsthauses. Die Resultate konnten gesehen wie auch gehört werden: Die 23 Studierenden, die zwei Wochen lang im ehemaligen Fabrikareal arbeiteten, verzierten 170 originale Teller nach allen Arten der Kunst: Ob Siebdruck, Lithografie, handbemalt oder als Gipskopie, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Und auch die Soundperformance Ceramistix liess sich von den Räumlichkeiten inspirieren: Die Klangtüftler kreierten Beats aus den leblosen Materialien der ehemaligen Industrieanlage und zeigten, was für Töne Tassen, Untersätze und Salzstreuer hergeben können.
Neben dem Workshop «Strom-Klang» konnten die Besucher auch an Führungen durch die Ausstellungen teilnehmen und Vorträge über die Porzi hören.
Die Kunst im Glas
Ein wahrlich abwechslungsreiches Programm bot auch das Chrämerhuus: Theater, Konzerte, Performance-Art und Disco, für alle Geschmäcker etwas. Zum Beispiel das Duo Hanottere, das traditionelle und neu komponierte Lieder vortrug, mit teils vergessen geglaubten Instrumenten wie der Kontragitarre (die zusätzliche Basssaiten hat) und alten Zittern.
Was für ein Kontrast dazu die Darbietung der Studierenden der Hochschule der Künste Bern! In einer lauten und schrillen Zappel-Performance, die die Besucher in die unbequeme Position des unfreiwillig teilnehmenden Besuchers steckte, eröffneten sich Fragen zur Wahrnehmung der eigenen Umwelt, die sich, wie so oft, nicht zufriedenstellend beantworten lassen.
Zum Schluss doch noch ein Erklärungsversuch, was die Kunst denn eigentlich ist: «Die Kunst ist zwar nicht das Brot, wohl aber der Wein des Lebens.» Sollte dieser Spruch des deutschen Romantikers Jean Paul die Essenz von Kunst richtig erfasst haben, dann bleibt nur noch etwas zu wünschen übrig: Her mit dem Glas!
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