Eine Nordische Liga mit den Schweizern
Der Attentäter von Norwegen propagierte den bewaffneten Kampf gegen Multikulturalismus und Islamisierung. Sein wirres Weltbild offenbart er in einem Manifest: «2083. Eine europäische Unabhängigkeitserklärung».
Wenige Tage bevor er Norwegen Terror und Tod brachte, hatte Anders Behring B. an mehrere Adressaten per E-Mail ein 1516-seitiges Dokument verschickt. Das Deckblatt der auf Englisch verfassten Schrift zeigt das Kreuz des Templerordens. «2083. Eine europäische Unabhängigkeitserklärung»: So heisst das Manifest des 32-jährigen Norwegers, in dem er zum Kampf gegen Multikultarismus, Kulturmarxismus und Islamisierung aufruft. Es ist das Werk eines offensichtlich kranken und verwirrten Mannes, der sich mit seinen Anschlägen am Freitag als heroischer Einzelkämpfer inszenieren wollte.
«Nicht alle Kulturen sind gleichwertig. Einige Kulturen sind besser als andere, einige sind unsere Freunde, einige unsere Feinde», schreibt Anders Behring B. in seinem Manifest. Muslime in Allianz mit Multikulturalisten, in erster Linie Marxisten, seien dabei, die europäischen Kulturen zu unterwandern und zu zerstören, heisst es an einer anderen Stelle. Der Multikulturalismus sei zerstörerisch wie eine Droge. Er vernichte das Herz und die Seele des Menschen. «Darum müssen wir den Multikultarismus zerstören.» So fordert er die Deportierung der Muslime in das Land ihrer Herkunft.
Sympathien für SVP, Schweizer Demokraten und PNOS
In seinem Manifest liefert Anders Behring B. eine Analyse der politischen und gesellschaftlichen Situation in Europa. Dabei macht er auch Bezüge zur Schweiz. Zum Beispiel im Teil, in dem er die nach seiner Ansicht guten und schlechten Parteien auflistet. Als gute Parteien gelten die nationalistischen, als schlechte alle anderen. Zu den nationalistischen Parteien gehören SVP, Schweizer Demokraten, PNOS und Freiheitspartei. SP, CVP, FDP und Grüne klassifiziert der Attentäter unter den «kulturmarxistischen, suizidal humanistischen und kapitalistisch-globalistischen Parteien».
Anders Behring B., der sich selbst als revolutionärer Patriot und Tempelritter bezeichnet, plädiert für die Abschaffung der Massendemokratie in Europa und die Einführung des «russischen Systems der administrativen Demokratie». An einer anderen Stelle schlägt er die Schaffung einer Nordischen Liga vor – gemäss dem Vorbild der Arabischen Liga. «Warum sollte uns nicht erlaubt sein, stolz auf unser ethnisches Erbe zu sein und für unsere ethnischen Interessen zu kämpfen?» fragt Anders Behring B. Zur Nordischen Liga würden Skandinavier und Deutsche zählen – und zu grossen Teilen auch Briten, Amerikaner, Polen, Tschechen und Schweizer, aber auch Völker von Benelux und Baltikum.
«Das grösste (Nazi-)Monster seit dem Zweiten Weltkrieg»
Anders Behring B. macht klar, dass neben dem politischen auch der bewaffnete Kampf notwendig ist, um ein «unabhängiges Europa» zu schaffen. Es sei an der Zeit, bewaffneten Widerstand gegen die «marxistisch-multikulturalistischen Regimes in Westeuropa» zu leisten. «Die Zeit für den Dialog ist vorbei. Wir haben dem Frieden eine Chance gegeben.» Er beschreibt das Szenario eines Bürgerkrieges zwischen verschiedenen Kulturen. Der bewaffnete Kampf würde rund 45'000 Multikulturalisten und Marxisten in Westeuropa das Leben kosten. «Gewalt ist die Mutter des Wandels», schreibt der 32-jährige Norweger, der in seinem Manifest auch beschreibt, wie Bomben gebastelt werden können.
Das 1516-seitige Manifest, in dem sich Anders Behring B. auch selbst interviewt, liest sich als Elaborat eines psychisch kranken und politisch verwirrten Mannes. In einem Punkt hat er wohl Recht: «Ich werde als das grösste (Nazi-)Monster beschrieben werden, das es seit dem Zweiten Weltkrieg gegeben hat.»
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