Eine Kandidatur mit fahlem Beigeschmack
Markus Kozisek sitzt als Parteiloser in der Inkwiler Exekutive. Jetzt steigt er für die Pnos in den Grossratswahlkampf. Das wirft Fragen auf.

Sie hat sich hohe Ziele gesetzt, die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos): Endlich soll einem ihrer Mitglieder der Sprung ins Kantonsparlament gelingen. Für die Wahlen vom 25. März hat die rechtsextreme Partei denn auch stark mobilisiert und für den Wahlkreis Oberaargau gleich acht Kandidaten aufgestellt. Doch wer einen Blick auf Liste 5 wirft, staunt nicht schlecht: Ist doch dort auch Markus Kozisek aufgeführt, als «parteiloser» Gemeinderat aus Inkwil.
Tatsächlich liess sich Kozisek 2013 als Parteiloser in die Exekutive der Oberaargauer Gemeinde wählen – in stiller Wahl. 2016 wurde er in seinem Amt bestätigt, erneut ohne eine Parteizugehörigkeit und ohne Kampfwahl. Nun also der Auftritt bei der Pnos.
Hat der 45-jährige Gemeinderat da die Inkwiler Wählerschaft ganz bewusst über seine eigentliche politische Haltung im Dunkeln gelassen? Markus Kozisek verneint: «In Inkwil kennt man meine politische Haltung.» Kritik aus dem Dorf habe er sich deswegen bisher noch keine anhören müssen. «Ich bin dort gut integriert.» Und er relativiert: «Als ich damals in den Gemeinderat kam, war ich nur ein Sympathisant der Pnos.» Erst voriges Jahr sei er schliesslich auch Mitglied geworden. «Damals wurde ich von der Partei angefragt, ob ich mich für die Grossratswahlen zur Verfügung stellen würde.»
Selber überrascht
Doch wie kommt es, dass Kozisek im Wahlprospekt der Pnos immer noch als parteilos aufgeführt wird? «Das hat mich selbst auch ein wenig überrascht. Ich habe mir darüber aber bisher keine Gedanken gemacht.» Schliesslich werde im Inkwiler Gemeinderat keine Parteipolitik betrieben. «Dort geht es einzig um Sachthemen. Die Parteizugehörigkeit steht nicht im Vordergrund.» Von dieser bemerke er selbst im Gremium nichts – auch nicht bei Vizegemeindepräsident Benjamin Schaad. Dieser ist bekanntlich EVP-Mitglied und tritt für diese ebenfalls bei den Grossratswahlen an.
Um Missverständnissen aus dem Weg zu gehen, halte er es aber für sinnvoll, darüber nachzudenken, seine Parteizugehörigkeit künftig klar zu deklarieren, sagt Kozisek – beispielsweise auf der Gemeindewebsite. «Das ist durchaus eine Überlegung wert.»
«Keine Scheinheiligkeit»
«Die Stimmbürger in Inkwil wissen, wo er politisch zu Hause ist», sagt Pnos-Präsident Dominic Lüthard, der selbst auch für den Grossrat kandidiert, über seinen Parteikollegen. Dass dieser im Gemeinderat ohne Parteizugehörigkeit auftrete, gleichzeitig aber für die Pnos kandidiere, darin erkennt er denn auch keine «Scheinheiligkeit». Markus Kozisek sei damit sowieso kein Einzelfall, findet Lüthard: «Es gibt viele Politiker, die auf Gemeindeebene als parteilos auftreten, darüber hinaus aber einer Partei angehören.» Es gebe deshalb auch keinen Anlass, weswegen Kozisek seine politische Ausrichtung deutlicher kommunizieren müsste. Schliesslich werde im Gemeinderat sowieso keine Parteipolitik betrieben.
«Es ist nicht so, dass uns Markus Kozisek etwas verheimlicht hat.»
Klar ist allerdings auch: Die Kandidatur von Markus Kozisek kommt der Pnos sicherlich gelegen, ist er doch der einzige Kandidat auf ihrer Liste, der Erfahrung in einer Exekutive mitbringt.
Ingold hat keine Bedenken
Und wie sieht man das im Inkwiler Gemeinderat? Stellt es für die anderen sechs Mitglieder kein Problem dar, dass einer sich als Parteiloser wählen liess, nun aber für eine rechtsextreme Partei kandidiert? «Nein», meint Gemeindepräsidentin Martina Ingold. «Für uns ist das kein Thema.» Auch sie argumentiert damit, dass im Gemeinderat keine Parteipolitik betrieben werde. «Ich habe daher keine Bedenken, dass Markus Kozisek die Politik der Pnos in unser Gremium einfliessen lassen könnte.»
Martina Ingold sagt aber auch, dass sie zum Zeitpunkt, als Kozisek in den Gemeinderat gewählt worden ist, nichts von dessen politischer Ausrichtung gewusst habe. Das habe sie erst später erfahren. «Es ist aber nicht so, dass er uns etwas verheimlicht hat», stellt sie klar. «Wenn sich bei uns in Inkwil jemand für den Gemeinderat bewirbt, wird er nicht nach seiner Parteizugehörigkeit oder seiner politischen Ausrichtung befragt.» So habe sie zum Beispiel auch bei der Wahl von Benjamin Schaad von dessen Mitgliedschaft bei der EVP keine Kenntnis gehabt.
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