Teamkollege baut UnfallEine Harakiri-Aktion raubte Niederhauser jede Chance
Die Titelverteidigung im GT Masters war das grosse Ziel von Autorennfahrer Patric Niederhauser. Doch dann musste der Berner zusehen, wie der Traum platzte.

Nach 20 Sekunden war das letzte Rennen des ADAC GT Masters – der deutschen Automobil-Rennserie mit Sportwagen der Klasse GT3 – für Patric Niederhauser und Teamkollege Kelvin van der Linde zu Ende. Der Südafrikaner sass am vergangenen Sonntag in Oschersleben zuerst am Steuer, der Schweizer war für die zweite Rennhälfte vorgesehen. Unmittelbar nach dem Start setzte Van der Linde zum Überholmanöver an und verursachte schliesslich einen Massencrash. Das Vorhaben glich einer Harakiri-Aktion. «Von aussen betrachtet, kann das so gesehen werden», sagt Niederhauser, ergänzt aber: «Wir starteten von Position elf und hätten gewinnen müssen. Gelingt Kelvin die Aktion, ist er der Held.» Stattdessen wurde dieser zum Deppen und raubte dem Team jede Chance auf die Titelverteidigung. Niederhauser würde sich nie so über seinen Teamkollegen äussern und hält bloss fest: «Die Aktion war zu viel des Guten.»
Niederhauser hatte die Aktion im Boxengebäude mitverfolgt und wurde sofort von Mitgliedern des Teams Rutronik Racing getröstet, doch auch nach der Rückkehr aus Deutschland gesteht er enttäuscht: «Ich habe den Ausfall immer noch nicht ganz verdaut.» Aber Sieg und Niederlage gehören zum Sport. «Deshalb schliesse ich mich nun nicht zwei Wochen zu Hause ein», sagt der 29-jährige Berner.
Die Busse bezahlt Van der Linde
Die Rennkommissäre gaben die Schuld für den Crash vollumfänglich Van der Linde. Vier weitere Piloten schieden dabei aus, darunter auch die Schweizerin Simona de Silvestro. Der Südafrikaner wurde mit 10’000 Euro gebüsst. «Solch hohe Strafen sind bei uns nicht üblich», erzählt Niederhauser. Obwohl sich das Duo nun schon im zweiten Jahr das Auto teilte, ist klar, dass hier der Teamgedanke endet: «Kelvin muss die Busse selber bezahlen.»
Nicht alles schlecht
Trotz dem bitteren Ende hält Niederhauser fest: «Allein die Tatsache, dass wir bis zum Schluss um den Titel mitfahren konnten, zeigt, dass wir vieles richtig gemacht haben.» Vor dem Saisonfinale mit den beiden Rennen in Oschersleben hatte das Duo die Rangliste noch mit einem Zähler Vorsprung angeführt. Die Leaderposition verloren die beiden aber bereits mit dem 6. Platz im ersten Rennen. Letztlich resultierte der undankbare vierte Schlussrang.
2019 hatte der erstmalige Titelgewinn des ADAC GT Masters Niederhauser den ersten Profivertrag der Karriere eingebracht. Er dürfte auch nächstes Jahr Werksfahrer von Audi Sport bleiben. Die Chancen stehen zudem gut, dass er weiterhin in dieser GT3-Serie fährt. «Bis Ende Dezember sollte alles unter Dach und Fach sein», sagt «Nidi» über die Verhandlungen.

Zum Abschluss der Saison möchte Niederhauser im Dezember noch das 9-Stunden-Rennen im südafrikanischen Kyalami bestreiten. Schliesslich hat er Ende Oktober mit dem 2. Platz im 24-Stunden-Rennen von Spa (BEL) seinen bisher grössten Erfolg in einem Einzelrennen gefeiert.
Fehler gefunden?Jetzt melden.