Israelische Sängerin LirazEine Frau für besondere Missionen
Ihr Album hat die israelische Sängerin Liraz unter absoluter Geheimhaltung eingespielt. Sie wollte ihre iranischen Mitmusiker nicht gefährden. Nun stellt sie die dabei entstandene Musik in Bern vor.

Die Mission, die sie leitet, ist ein wahres Himmelfahrtskommando: In einer verdeckten Aktion für den israelischen Geheimdienst soll sie das iranische Flugabwehrraketensystem stören, damit die israelische Armee ein Atomkraftwerk in Teheran bombardieren kann. Es soll verhindert werden, dass der Iran zur Atommacht arriviert. Doch die Mission scheitert kolossal.
Keine Angst. Alles nur Film. In einer Hauptrolle: die Sängerin und Schauspielerin Liraz Charhi. Doch die Operation, der diese im richtigen Leben nachgeht, ist fast so abenteuerlich wie jene, die sie in der populären Serie «Teheran» (Apple TV) leitet: Irgendwann begann Liraz Charhi nämlich ganz geheim in einem kleinen Studio in Tel Aviv an einem Projekt zu arbeiten, das gegen allerlei Regeln und sogar gegen eherne Gesetze verstiess: Sie wollte ein Album mit iranischen Musikern aufnehmen. Doch weil im Iran jeglicher Kontakt zu israelischen Bürgern verboten ist, musste das Unterfangen wie eine Geheimdienstaktion geplant werden.
Mit ihren bis heute anonym gebliebenen Mitmusikern im Iran kommunizierte sie lediglich über den Messanger-Dienst Telegram und übte mit ihnen in verwackelten Zoom-Sessions. Im November des letzten Jahres wurde das Resultat der Welt vorgestellt: Es ist ein hoch spannendes Stück Musik. Das Album heisst «Naz», ist auf dem deutschen Label Glitterbeat erschienen und verquickt neckisch heutigen Synthiepop mit persischer Musik der Siebzigerjahre.
Kampf für Frauenrechte
Dass Liraz Charhi dieses Risiko unbedingt eingehen wollte, ist mit ihrer Biografie zu begründen: Sie ist Jüdin mit iranischen Wurzeln und mochte sich nie damit abfinden, dass zwischen den beiden Kulturen, denen sie sich so verbunden fühlt, Hass und Ressentiments vorherrschen. In ihrer Musik soll dieser Graben zugeschüttet werden – auch wenn während der Aufnahmen die ständige Angst herrschte, einer der Beteiligten könnte auffliegen und ins Gefängnis gesteckt werden.
Man hört diese Anspannung der Musik nicht an. Sie ist verspielt, sehnsüchtig, urban. Elektrische Gitarren grooven neben urigen Trommeln. Die Bässe klingen, als wären sie nächtens unter einer Discokugel eingespielt worden, während die Streicher eher dem Morgenland entstammen. Dazu richtet Liraz ihre Singstimme an die Frauen im Iran und ermutigt sie dazu, für ihre Freiheit zu kämpfen.
Sie selbst hat dies – in ungleich weniger belasteter Umgebung – vorgelebt. Die Sängerin zog vorübergehend nach Hollywood und stand dort Anfang der Zehnerjahre neben Sean Penn, Naomi Watts oder Philip Seymour Hoffman vor der Kamera. Das Zeichen, das sie mit ihrer Musik in die Welt sendet, ist ein ungleich stärkeres.
Bee-Flat in der Turnhalle Progr, Mittwoch, 10. November, 20.30 Uhr.
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