Eine Box zieht Kreise
Die Mehrwegbox der Berner Firma Recircle stillt das wachsende Bedürfnis, Abfall zu vermeiden. Inzwischen geben grosse Firmen wie die BLS ihren Angestellten eine Box ab, und dank eines Investors soll Recircle nun richtig durchstarten.

Mehrweggeschirr, Essen aus Resten des Vortags, Nahrungsmittel ohne Verpackung: Allein in Bern entsteht fast täglich ein neues Angebot, das auf der Idee basiert, unnötigen Abfall zu vermeiden und keine Nahrungsmittel zu verschwenden. Zu den Pionieren im Kampf gegen Verpackungsabfallberge gehört die Berner Firma Recircle. Seit drei Jahren sind ihre Mehrwegbehälter im Umlauf, anfangs unter dem Namen Grüne Tatze, heute als Rebox sowie als Tasse namens Recup.
Als Pilotprojekt in zwölf Take-aways und unterstützt vom Bundesamt für Umwelt gestartet, umfasst der Recircle-Zirkel heute rund 70 Restaurants. Dort kann das Mehrweggeschirr gegen ein Depot von 10 Franken bezogen werden. Nach dem Essen tauscht man das schmutzige Geschirr gegen ein sauberes oder nimmt das Geld zurück – oder man spült es selber und lässt es beim nächsten Mal wieder auffüllen.
«Aber auch Firmenchefs ist der Abfall immer öfter ein Dorn im Auge.»
Inzwischen bietet auch die Migros in 175 Take-aways Recircle-Geschirr an, allerdings in einer eigenen Farbe und innerhalb eines Migros-eigenen Kreislaufs. Erste Schulkantinen nutzen laut Recircle-Geschäftsleiterin Jeannette Morath ihr Geschirr, und mit den beiden grossen Kantinenbetreibern SV Group und ZFV-Unternehmungen laufen Tests. Verschiedene Gemeinden und Stiftungen unterstützen das Projekt.

Morath schwebt «ein nationales Mehrwegsystem» vor, das von Genf bis St. Gallen und von Basel bis Bellinzona reicht. Doch selbst wenn die Box bei einem Anbieter nicht erhältlich ist, sind doch immer mehr Take-away-Anbieter bereit, ihr Essen in ein Mehrweggeschirr zu schöpfen, das die Kundin oder der Kunde selber mitgebracht hat.
BLS verschenkte 400 Boxen
Recircle-Chefin Morath ist zu quirlig und zu ambitioniert, um sich mit der bisherigen Entwicklung ihres Unternehmens zufriedenzugeben. «Das Wachstum geht langsamer, als ich dachte», sagt sie. Einerseits zögerten viele Take-away-Betriebe mit der Umstellung, andererseits sei der Leidensdruck nicht allzu hoch, da der Abfall im öffentlichen Raum entsorgt werde und den Anbieter finanziell nicht belaste. «Aber auch Firmenchefs ist der Abfall immer öfter ein Dorn im Auge.»
Eine Firma, die ihre Angestellten zum Gebrauch der Rebox ermutigte, ist die BLS. «Das Projekt ist einfach eine gute Sache», sagt Jan Förster, Nachhaltigkeitsspezialist beim Berner Bahnunternehmen. Weil die BLS in Bern keine Kantine habe, verpflegten sich viele Mitarbeitende über die Gasse. «Und viele fanden es nicht schön, wie viel Abfall dabei anfällt», so Förster. Die Firma habe deshalb allen Angestellten am Standort Bern eine Box angeboten, und rund zwei Drittel seien darauf eingestiegen. «400 Boxen gingen weg.»
«Wer zur Mittagszeit um unser Haus all die Leute mit einer Rebox sieht, der erkennt mit blossem Auge, dass es einen Effekt gibt.»
Laut Förster konnte die BLS mit dem Recircle-Engagement ihre Angestellten für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren und gleichzeitig den hauseigenen Abfall reduzieren. Zwar mache man kein eigentliches Monitoring, wie sich Recircle auf den Abfall auswirke, der in der BLS anfällt, sagt Förster. «Aber wer zur Mittagszeit um unser Haus all die Leute mit einer Rebox sieht, der erkennt mit blossem Auge, dass es einen Effekt gibt.»
Nominiert für Umweltpreis
Natürlich hofft Jeannette Morath, dass das Beispiel der BLS weitere Kreise zieht. Bis Ende Jahr möchte sie mit ihrem Geschirr in 250 Restaurants und Take-aways vertreten sein und möglichst viele Firmen und Gemeinden als Kunden gewinnen.
Ein Schlüssel für das weitere Gedeihen von Recircle könnte der Investor sein, den die GmbH kürzlich ins Boot holen konnte: die Coopera Beteiligungen AG, die sich Nachhaltigkeit als obersten Wert auf die Fahne geschrieben hat.
«Wir sind gerne Partner, um Recircle weiter fruchtbar zu machen», sagt Markus Lüthi, Delegierter des Coopera-Verwaltungsrats. Auch der Gewinn des Schweizerischen Umweltpreises, der morgen verliehen wird, würde Recircle zusätzlich beflügeln. Die Berner Mehrwegpionierin ist eine von drei Nominierten.
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