Eine bittere Niederlage für Bern
Der Kommentar von Chefredaktor Peter Jost zum SRG-Entscheid, das Radiostudio in Bern aufzugeben.
Es ist Tatsache: Das Berner Radiostudio zieht 2020 nach Zürich. Rund 170 Mitarbeitende von «Echo der Zeit», «Rendez-vous» und weiteren Informationssendungen werden künftig im Fernsehstudio Leutschenbach arbeiten.
Betriebswirtschaftlich ist der Entscheid des SRG-Verwaltungsrats auf den ersten Blick nachvollziehbar. Die Höhe der Einsparung durch den Umzug beziffert die SRG auf rund 5 Millionen Franken. Um diesen Spareffekt realisieren zu können, müsste die SRG allerdings für das heute durch die Generaldirektion belegte Gebäude am Ostring einen Nachmieter präsentieren können. Ein solcher ist nicht in Sicht.
Aus regionalpolitischer Sicht ist der Entscheid zweifellos fatal. Die gebührenfinanzierte SRG wendet sich damit kühn vom regional verankerten Service public ab. Mit der Konzentration der Informationssendungen auf den Standort Zürich geht ein Stück inhaltlicher Vielfalt verloren. Im täglichen Newsgeschäft macht es einen Unterschied, von wo aus man den Blick aufs Geschehen richtet.
Wo die Journalisten ihren Lebensmittelpunkt haben. Und vor allem: wo über die Gewichtung der Themen entschieden wird. Das Bundeshausstudio und der versprochene Ausbau der Inlandredaktion in Bern können den Verlust, der durch die Verschiebung der journalistischen Entscheidungsgewalt entsteht, niemals kompensieren.
Eine Niederlage ist der Wegzug des Radiostudios für die Berner Politik. Die hiesigen Volksvertreter aller Parteien legten sich zwar ins Zeug. Letztlich blieb der Widerstand aber ohne Wirkung. Dass Bern gegenüber Zürich wirtschaftlich im Hintertreffen ist, ist bekannt. Aber auch politisch verliert der Kanton Bern offensichtlich an Gewicht und Relevanz.
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