Erfolgreicher HandballprofiEin zupackender Berner auf Höhenflug
Samuel Röthlisberger ist mit Stuttgart ungewohnt weit vorne klassiert. Der 24-Jährige hat sich auch in der Bundesliga als Abwehrspezialist durchgesetzt.

Der TVB Stuttgart gehörte bis anhin zu den «Kleinen» in der Bundesliga. Die Schwaben mussten in erster Linie darauf achten, nicht in Abstiegsgefahr zu geraten. Und dann dies: Ende Oktober war Stuttgart plötzlich Leader, aktuell sind die Süddeutschen Fünfte. Mit einem Berner in einer wichtigen Rolle.
Samuel Röthlisberger, 24 Jahre alt, aus Graben bei Herzogenbuchsee, hat sich in der stärksten Liga der Welt etabliert. Es ist bereits die vierte Saison, die er für Stuttgart absolviert, sein Stellenwert im Verein ist stetig gestiegen. Im letzten Sommer wechselte Routinier Manuel Späth nach Porto, Röthlisberger nahm dessen Rolle als Abwehrchef ein. Und tut dies, wofür man ihn kennt. Er packt resolut zu, organisiert die Verteidigung und trägt auch dazu bei, dass der deutsche Nationalspieler Johannes Bitter im Tor herausragende Leistungen abliefern kann.
Der Berner gehört mittlerweile zu jenen Akteuren, die am längsten im Verein sind. «Mein Wort hat mehr Gewicht», sagt Röthlisberger. «Ich bin erfahrener geworden, kenne die Abläufe im Club.» Im Angriff ist der frühere Rückraumspieler zum Kreisläufer umgeschult worden, kommt allerdings nach wie vor wenig zum Einsatz. Obwohl es eigentlich sein Ziel ist, auch in der Offensive aufzulaufen. «Zarko Peshevski spielt derzeit überragend, es gibt keinen Grund, ihn länger auf der Bank zu belassen», lobt Röthlisberger die Leistungen seines Teamkollegen am Kreis. Daher habe er im Moment kein Problem, im Angriff Platz zu machen.
Die Abläufe funktionieren
Der 1,99 m grosse und kräftige Handballer hat einen Umbruch im Stuttgarter Team miterlebt. «Dies war auch der Grund, warum es in der vergangenen Saison nicht so lief», sagt Röthlisberger. Jetzt funktionieren die Abläufe im Team, mit Viggo Kristjansson wurde zudem ein Top-Transfer getätigt. Mit 88 Toren ist der Isländer momentan die Nummer 2 in der Bundesliga-Skorerliste; der rechte Rückraumspieler wurde zum Spieler des Monats November gewählt. «Viggo ist ein spielintelligenter Handballer, neben dem Feld ist er eher ein ruhiger Typ», beschreibt Röthlisberger die Eigenschaften seines Teamkollegen.
In sportinteressierten Kreisen in und um Stuttgart würden die aktuellen Erfolge durchaus wahrgenommen, sagt Röthlisberger. Er bekommt dies derzeit allerdings vor allem indirekt mit, durch Vereinsfunktionäre, die Kontakte etwa mit Sponsoren, pflegen. Als Profi in einer Kontaktsportart trifft auch der Berner derzeit nur ausnahmsweise Aussenstehende.
Verbleib ist wahrscheinlich
«Wir heben nicht ab», betont der Oberaargauer. «Vom Europacup träumt hier niemand, unser Ziel ist es nach wie vor, in der Bundesliga zu bleiben.» Röthlisberger wohnt mit seiner Partnerin im Stuttgarter Vorort Fellbach, dazu absolviert der Schweizer Nationalspieler ein Fernstudium in Wirtschaftswissenschaften. Sein Vertrag läuft Ende Saison aus; Gespräche über eine Verlängerung sind aufgenommen worden. Röthlisberger geht davon aus, weiter für die Süddeutschen zu spielen.
Am Dienstag und Samstag stehen mit den beiden Partien gegen die Füchse Berlin (4.) und den THW Kiel (2.) zwei Härtetests auf dem Programm. Stuttgart ist Aussenseiter; chancenlos sind Samuel Röthlisberger und seine Kollegen auch gegen solche Spitzenteams nicht mehr. Vor allem wenn der Berner in der Abwehr wieder entschlossen zupackt.
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