Mauer in Oberhofen wird saniertEin weiteres Nadelöhr auf der Staatsstrasse
Die Bewohner des rechten Thunerseeufers sind nicht zu beneiden. Sie stehen oft im Stau. Und jetzt muss der Kanton auch noch eine Stützmauer entlang der Staatsstrasse sanieren.

«Die Staatsstrasse ist unsere Lebensader», sagt Oberhofens Gemeindepräsident Philippe Tobler (SVP). Wenn sie blockiert ist, bleiben nur noch die engen Quartierstrassen im oberen Dorfteil als Verbindung zu Thun. Entsprechend besorgt zeigte sich Tobler vor zwei Jahren, als der Kanton mit Messungen an der Stützmauer im Bereich Turmhaus begonnen hat. «Wenn die Staatsstrasse nicht passierbar ist, dann ist das ein Desaster.» Grund für die Abklärungen war die Tatsache, dass das bis zu acht Meter hohe Bauwerk in Bewegung geraten war.
Unterdessen sind die Messungen beendet. «Die Mauer hat sich seit 2019 jedes Jahr auf der Höhe ihrer Krone um 5 bis 8 Millimeter in horizontaler Richtung verschoben», sagt Kreisoberingenieur Markus Wyss. Das hat den Kanton dazu veranlasst, ein Sanierungsprojekt auszuarbeiten. Der Kanton plant, die bestehende Natursteinmauer auf rund 45 Metern zu ersetzen. Auf weiteren 40 Metern erneuert er lediglich den obersten Bereich der Mauer, die sogenannte Krone. Die Kosten betragen rund 600’000 Franken.
Gunst der Stunde genutzt
Die Gemeinde nutzt die Gunst der Stunde und ersetzt gleichzeitig auf dem Ländteweg die Druckwasserleitung und die Strassenentwässerung. «Es hat sich angeboten, die Projekte zu koordinieren», sagt Gemeindepräsident Tobler. Er ist froh, dass sich der Kanton dem Problem Stützmauer annimmt. «Dahinter befindet sich die ARA-Hangleitung. Ich will mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn die Mauer eingestürzt und die Leitung beschädigt worden wären.» Trotzdem ist Tobler nicht nur glücklich über das Vorgehen des Kantons. «Unsere Nachbargemeinden sind über das Bauprojekt nicht informiert worden. Dabei haben sie auch mit den Auswirkungen zu leben.»
«Die Baustelle wird die ohnehin prekäre Stausituation zuspitzen.»
Tobler denkt dabei konkret an zusätzliches Staupotenzial, den das temporäre Nadelöhr verursachen könnte. Die Bauarbeiten beginnen Mitte Februar und dauern ein halbes Jahr. In dieser Zeit wird der Verkehr auf der Staatsstrasse auf einer Länge von rund 180 Metern einspurig geführt. Der Kanton montiert eine Ampel. Bei Bedarf – insbesondere an Wochenenden – werden Verkehrsdienst-Mitarbeiter eingesetzt. Der Ländteweg seinerseits wird während der gesamten Bauphase gesperrt.

«Die Baustelle wird die ohnehin prekäre Stausituation zuspitzen», sagt Tobler. Er hätte sich gewünscht, dass die Bauarbeiten mit der anstehenden Turmhaus-Sanierung koordiniert worden wären. «Dadurch wäre wahrscheinlich eine zweispurige Lösung möglich gewesen», mutmasst er. Kreisoberingenieur Wyss entgegnet darauf: «Wir haben keine konkreten Kenntnisse von diesem Vorhaben und wissen nicht, ob eine Koordination allenfalls innerhalb der Gemeinde ein Thema war. Jedenfalls wurden wir nicht in konkrete Diskussionen zu dieser Fragestellung einbezogen.»
Wird der Stau länger?
Wyss geht davon aus, dass «die Baustelle im Normalfall keinen – zeitlich gesehen – längeren Rückstau auslösen» wird. Das hätten die Baustellen für die Werkleitungserneuerung auf der Staatsstrasse in Hilterfingen in den letzten Jahren gezeigt. Tobler bleibt trotzdem skeptisch. «Die Baustelle wird zwangsläufig zu Zeitverlust führen.»
Der Oberhofner Gemeindepräsident spannt bei seiner Kritik den Bogen noch weiter. «Dass die Arbeiten in die Zeit fallen, in der die Verkehrsmessungen im Zusammenhang mit dem Einbahnregime stattfinden, ist unglücklich. Das verfälscht das Bild.» Der Kanton hat die Messphase wegen der Homeoffice-Regelung zwar nach hinten verschoben. Ob die getroffenen Sofortmassnahmen wirken, wird nun zwischen dem 2. und 27. Mai untersucht. «Dann laufen die Bauarbeiten an der Stützmauer in Oberhofen aber noch», sagt Tobler.
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