Gocycle G4Ein trendiger Falter für die Stadt
Obwohl schon über zehn Jahre alt, fasziniert das englische Falt-E-Bike Gocycle noch immer. In seiner vierten Auflage kommen zudem ein paar praktische Neuerungen hinzu.

Die Entwickler des E-Bikes Gocycle waren mit vielen klassischen Zuliefererlösungen unzufrieden, weshalb sie einen Grossteil der benötigten Komponenten einfach selbst entwickelt haben. Die Modelle der bereits 2009 ins Leben gerufenen englischen Marke wurden immer mal wieder verfeinert. Das zeigt sich auch bei der neuen Version G4, die eine Reihe von Neuerungen erfahren hat. «Die Welt hatte ein besseres Fahrrad verdient», schreiben die Briten auf ihrer Website. Und versprechen: «Gocycle hat es entworfen.» Ganz perfekt ist das smarte und mit rund 4500 Franken nicht gerade günstige Zweirad allerdings noch nicht.
G4 steht übrigens für die vierte Generation, der Gocycle als Besonderheit einen praktischen Faltmechanismus mit auf den Weg gegeben hat. Dabei wird das ohnehin schon kompakte Bike einfach halbiert und die 20-Zoll-Räder parallel gestellt. Lenker abklappen und Sattelrohr umstecken – so einfach geht das mit dem 18-Kilo-Bike. Doch so handlich und leicht wie andere Konkurrenten ist das G4 nicht, weshalb intermodal Reisende noch kompaktere Falträder bevorzugen werden. Immerhin lässt sich das Gocycle problemlos in Kofferräume oder die Heckgarage eines Wohnmobils verstauen.
Das Smartphone als «Cockpit»
Etwas mehr Umstände bereitete es, die Gocycle-App runterzuladen, sich als Nutzer zu registrieren und schliesslich das Smartphone mit dem Fahrrad per Bluetooth zu koppeln. Ist die App gestartet, dient das auf dem Lenker festgeschnallte Handy als Anzeige- und Bedieneinheit. Mit der rot-schwarzen Grafikoberfläche und den vielen angezeigten Werten sieht das ziemlich wichtig aus und ist zudem auch informativ. Smart: Im Lenker des G4 gibt es mittlerweile ein USB-Slot, über den sich das Handy mit Strom versorgen lässt. Vermisst haben wir hingegen in der App selbst eine Uhranzeige, die leider nicht in die Oberfläche integriert wurde. Wer zum Beispiel morgens zur Arbeit pendelt, hat diese eigentlich gern im Blick. Das mit der Smartphone-Anzeige ist eine clevere Lösung, doch praktisch verliert man schnell die Lust, die App zu aktiveren und das Handy auf den Lenker zu schnallen, zumal im Lenker integrierte Dioden über Akkustand, Schaltstufe und Geschwindigkeit informieren, was eigentlich reicht.
Die Geschwindigkeitsanzeige zeigt ohnehin meist Werte zwischen 20 und 25 km/h. Allerdings mussten wir uns immer wieder ins Zeug legen, selbst bei höchster Unterstützungsstufe kontinuierlich volle 25 km/h zu fahren. Das Gocycle verlangt dabei nach einem aktiveren Fahrstil, zumal selbst die längste Übersetzungsstufe der Dreigangschaltung eine vergleichsweise hohe Trittfrequenz erfordert. Dabei hat der in der Vorderradnabe optisch unscheinbar integrierte Motor ein durchaus spritziges Naturell, das es dem Fahrer erlaubt, selbst steilere Anstiege ohne massiven Tempoverlust zu nehmen. Unter Volllast bleibt zudem das Surren der überarbeiteten E-Maschine dezent.
Wie schon beim 2019 eingeführten GX fällt auch beim G4 die herausnehmbare Batterie mit 300 Wh etwas klein aus, was in unseren Fall den Radius auf praktisch rund 50 Kilometer eingeschränkt hat. Man kommt mit dem G4 auch ohne Motorunterstützung voran, doch dabei spürt man auch, dass dieses Zweirad nicht auf Bioantrieb optimiert wurde. Doch als elektrisch angetriebener Stadtflitzer macht das G4 jede Menge Spass. Schräglagenfreudig und zielgenau lässt es sich um Ecken zirkeln. Die kleinen Scheibenbremsen packen auf Wunsch kräftig zu. Die dicken und profillosen Vredestein-Reifen sorgen für viel Grip und gleichzeitig auch Komfort. Kopfsteinpflaster nimmt die in den Reifen integrierte Luftfederung den Schrecken.
Einen Schrecken könnte hingegen der Blick auf die Preise bereiten. Für die später erhältlichen, hochwertigeren Modellvarianten G4i und G4i+ kommen mehr als 1000 beziehungsweise 2000 Franken obendrauf. Über 200 Franken sollte man in jedem Fall noch in die feinen Supernova-Leuchten und das hintere Schutzblech investieren. Letzteres kann weiterhin nicht verhindern, dass der Hinterreifen feuchten Schmutz in den Rücken des Fahrers wirft. Für das altbekannte Problem hat Gocycle eigentlich Besserungen in Aussicht gestellt, doch auch das G4 blieb zumindest bei nasser Fahrbahn eine kleine, wenn auch unvermindert feine Dreckschleuder. Ganz klar: Der coole Look scheint bei den Briten wichtiger als der praktische Nutzen. Doch das ist Klagen auf hohem Niveau. Und zumindest die nächsten Tage bleiben trocken.
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