Ein Tag mit den Roma
Rund 80'000 Roma leben zurzeit in der Schweiz – trotzdem werden sie kaum wahrgenommen. Mit dem Aktionstag von heute Donnerstag in Bern wollen Roma sichtbar werden.

«Als Roma in der Schweiz lebt man gut, solange man sich nicht geoutet hat», sagt M. A. im Video der Gesellschaft für bedrohte Völker (GFBV). Er und weitere Menschen erzählen vom Leben als Roma in der Schweiz. Das gezeichnete Bild ist ein bedrückendes: Vorurteile und verletzende Klischees gehören zum Alltag der Roma.
Dass die meisten von ihnen nicht mit vollem Namen auftreten und nur mit abgewandtem Gesicht gezeigt werden wollen, sagt ähnlich viel über ihren Stand in der Schweizer Gesellschaft aus wie ihre Schilderungen.
Mit Halbwissen aufräumen
«Roma, ihre Geschichte und ihre Kultur stellen ein Thema dar, über das man sehr wenig weiss», bestätigt Angela Mattli von der GFBV. Ändern soll das der Aktionstag zum Thema «Roma in der Schweiz», der heute Donnerstag in der Berner Innerstadt stattfindet. Dieser wird von der GFBV in Zusammenarbeit mit mehreren Schweizer Roma-Organisationen veranstaltet.
Auf dem Waisenhausplatz wird ein «Detox Dance» inszeniert, eine künstlerische Performance zum Mitmachen. Um 18 Uhr findet im Hotel Kreuz eine Podiumsdiskussion zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Roma in der Schweiz statt. Aber kann ein Aktionstag an derart gefestigten Vorurteilen überhaupt rütteln?
Mattli ist zuversichtlich: «Über Roma gibt es wahnsinnig viel Halbwissen. Wir wollen einen Gegenpunkt setzen, indem die Roma ihre Geschichte und Kultur vorstellen. Ausserdem soll für einmal nicht über, sondern mit den Roma gesprochen werden.»
Keine anerkannte Minderheit
Ein zentrales Thema wird die Forderung der Roma sein, offiziell als nationale Minderheit anerkannt zu werden: Seit rund 600 Jahren leben hierzulande Roma, zurzeit sind es ungefähr 80'000, wie Cristina Kruck von der Roma Foundation bestätigt. Trotzdem sind die Roma keine anerkannte Minderheit. Diese Situation soll am heutigen Podium diskutiert werden, so Kruck.
Anders ist die Lage der Sinti und Jenischen: Im Herbst 2016 wurden Sinti und Jenische vom Bundesrat als Minderheiten anerkannt. Dabei handelt es sich zwar eher um einen symbolischen Akt: Der Bund verspricht in erster Linie, die Völker nicht mehr kollektiv als «Fahrende» zu bezeichnen.
Dass die Anerkennung dennoch von grossem Wert für die Roma wäre, zeigt das Video der GFBV. So stellt M. A. klar: «Anerkennung bedeutet für mich, gleichwertig zu sein wie alle anderen Schweizer.»
Infos: www.gfbv.ch/roma
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch