Ein Stück Literatur, das unter die Haut geht
Der mexikanische Autor Jordi Soler gilt als eine der wichtigsten Stimmen der Enkelgeneration des Spanischen Bürgerkriegs. Sein neustes Werk «Das Bärenfest» ist eine Erzählung über die Abgründe des Menschseins.

Jordi Soler erzählt darin, was der Krieg aus Menschen machen kann, wie er sie prägt, sie verformt - im Bösen wie im Guten. Sein Roman ist ein wahres Kleinod, elegant im Stil und sehr ergreifend.
Oriol ist der heimliche Held der Familie, Genaues über sein Schicksal ist nicht bekannt. Der junge republikanische Soldat soll 1939 nach dem Ende des spanischen Bürgerkrieges versucht haben, über die Pyrenäen von Spanien nach Frankreich zu fliehen, angeblich kam er dabei in den verschneiten Bergen ums Leben. So geht zumindest die Legende, die Oriol auch diverse Heldentaten zuschreibt. Vor allem Oriols Bruder hält am Heldenmythos fest. Er ist auch der einzige, der trotz vieler gegenteiliger Beweise glaubt, dass Oriol noch lebt.
Unrühmliche Wahrheit
2007 begibt sich der Grossneffe Oriols auf dessen Spuren und bringt zutage, was vor fast 70 Jahren wirklich geschah. Die Wahrheit ist alles andere als rühmlich, Oriol ist mitnichten der mutige Held, zu dem ihn die Familie stilisierte.
Der Grossneffe reist in die Pyrenäen, wo er sich Schritt für Schritt einer schmerzlichen Erkenntnis nähert. Er findet heraus, wes Geistes Kind sein von der Familie bewunderter Grossonkel wirklich war und was in den Bergen zwischen Frankreich und Spanien geschah.
Poetisches Kunstwerk
Soler, 1963 in Mexiko geborener Nachfahre katalanischer Emigranten, zählt zu den bedeutendsten spanischsprachigen Gegenwartsautoren, sein Roman ist eindrucksvoller Beleg hierfür. Behutsam bis distanziert erzählt Soler eine bewegende Begebenheit, die zeigt, wie nah Gut und Böse oft beieinander liegen.
Pointiert zwängt Soler eine sehr emotionale Geschichte in ein auf den ersten Blick nüchternes Gewand. Das und der erhabene Ton machen den Roman zu einem poetischen Kunstwerk.
SDA/omue
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