Ein Stromausfall und ein Happy End
Schwache Schweizer schlugen zum WM-Auftakt Frankreich – Julien Vauclair traf in der Overtime zum 1:0.
Von Simon Graf, Kosice Es war ein seltsamer erster WM-Auftritt der Schweizer. Und es passte, dass es in der 42. Minute plötzlich dunkel wurde in der Steel Arena. Dass ein Schweizer Fan am Lichtschalter hantiert hatte, weil er diesem Treiben nicht länger zuschauen wollte, ist indes ein haltloses Gerücht. Es war ein Stromausfall, der dazu führte, dass Spieler, Trainer und Zuschauer während elf Minuten im Dunkeln sassen. Dann ward wieder Licht, und auch das Schweizer Spiel erfuhr leichte Aufhellungen. Ambühl (47.) kam zur ersten richtigen Schweizer Torchance, später verpasste Plüss (51.) aus guter Position das 1:0. Schliesslich war es in der 2. Minute der Overtime Vauclair, der übers ganze Feld sprintete, durch vier Franzosen hindurch, zuletzt auch noch Goalie Huet aussteigen liess und zum Minimalsieg traf.Sean Simpson sprach von einem «fantastischen Effort» des Verteidigers, dank dem die Schweizer immerhin noch zwei Punkte holten. Der Nationalcoach verzichtete aber darauf, die Leistung seiner Mannschaft schönzureden. «Wir können und müssen besser spielen», sagte er. «So können wir nicht weiterfahren. Viele Topspieler haben die Leistung nicht gebracht.» 2010 waren die Schweizer bei Simpsons WM-Einstand in Mannheim mit einem 3:1 gegen Lettland gestartet, wobei Ambühl bereits nach 146 Sekunden getroffen hatte. Diesmal waren sie lange die schlechtere Mannschaft. Sie hätten sich nicht beklagen dürfen, wenn sie gegen die Nummer 15 der Weltrangliste nach 40 Minuten mit ein, zwei oder drei Gegentoren in Rückstand gelegen hätten.Doch Goalie Stephan, der erstmals als Nummer 1 in ein grosses Turnier startete, hielt sein Team mit zahlreichen Paraden schadlos und feierte seinen ersten Shutout im Nationalteam. Der auffälligste Feldspieler war, vom finalen Sololauf Vauclairs abgesehen, der engagierte Langnauer Moser. Dies stellt den designierten Leadern kein gutes Zeugnis aus. Noch sucht Simpson vergeblich eine Paradelinie, wie sie in Mannheim jene mit Brunner, Ambühl und Monnet gewesen war. Noch keine Bereicherung war NHL-Verstärkung Sbisa, der in seinem ersten Spiel auf grossem Eis seit über vier Jahren noch Orientierungsprobleme hatte. Simpson setzte ihn als siebten Verteidiger ein und in Unterzahl, zuletzt gar nicht mehr. Auf die Frage, was für eine Schulnote er sich geben würde, nannte Sbisa eine 4. Deutschland düpiert Russland Ein spektakulärer Start gelang den Deutschen, die in Bratislava Turnierfavorit Russland 2:0 niederrangen und sich so für den verlorenen Halbfinal an der Heim-WM revanchierten. Es war im 33. Versuch der erste WM-Sieg über die «Sbornaja». In der Schweizer Gruppe feierten die Kanadier einen 4:1-Sieg über Weissrussland, morgen der nächste Gegner von Simpsons Team. Die Kanadier bekunden so grosse Mühe wie schon lange nicht mehr, arrivierte Spieler für die WM zu motivieren. Zum Auftakt trafen dafür mit Eberle (zweimal), Skinner und Tavares drei Stürmer mit Jahrgang 1990 oder jünger – in Kosice spielt also die Zukunft des kanadischen Eishockeys. Simpsons Fokus gilt aber vorerst den Weissrussen, die man vor einer Woche in Langenthal noch 3:0 schlug. Doch Spiele in der Vorbereitung und an der WM sind nicht zu vergleichen. Morgen noch nicht dabei sein wird Montreals Weber. Simpson hat mit ihm zwar schon mehrmals telefoniert, die definitive Entscheidung über seine WM-Teilnahme fiel aber erst in der Nacht auf heute. Ein bisschen mehr Kreativität, für die der polyvalente Verteidiger sorgen könnte, würde den Schweizern nicht schaden. «Letztes Jahr hatten wir einen Blitzstart und bauten gegen den Schluss des Turniers hin ab», sagte Simpson. «Hoffentlich ist es diesmal umgekehrt.» Die Entscheidung nach 106 Sekunden Verlängerung: Julien Vauclair bezwingt nach einem Sololauf Cristobal Huet zum 1:0. Foto: Arno Balzarini (Keystone)
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