Ein Stadtfest für die Beute von 1513
2013 soll es in Bern nach 20 Jahren Unterbruch wieder ein Stadtfest geben. Auf der Suche nach einem Motto und einem Anlass ist der Gemeinderat auf den ersten offiziellen Berner Bären gekommen. Der kam vor bald 500 Jahren nach Bern.
Wenn Bern festet – sind Zwiebeln im Spiel. Oder Holländer. Erstere kommen in jährlicher Regelmässigkeit wieder in Berns Gassen. Letztere waren vor drei Jahren in beeindruckenden Massen da – nur wiederholbar ist der Taumel in Orange nicht. Gerne feiern Berner mit dem SCB oder mit YB – nur weiss eben niemand, wann diese Klubs Anlass dazu geben. Und ob überhaupt. Damit es ganz sicher was zu festen gibt in den nächsten Jahren, geht die Stadtregierung jetzt voran und macht ihre Pläne für ein Berner Volksfest im Spätherbst 2013 in der unteren Altstadt bekannt – ganze 20 Jahre nach dem letzten Stadtfest. Wenn Bern festet – soll das Ganze einen roten Faden haben. Damit das Fest nicht Gefahr laufe, profillos zu werden, wie der Gemeinderat schreibt. Fündig wurde die Regierung in der Erinnerung an den ersten offiziellen Berner Bären. Als die Berner 1513 siegreich aus der Schlacht von Novara zurückkehrten, brachten sie das Tier eines Feldherrn als Beute mit und hielten es im Stadtgraben vor dem Käfigturm. Dieses Ereignis vor 500 Jahren werde den Veranstaltungskalender 2013 der Stadt ohnehin prägen, so der Gemeinderat. Insbesondere Tierpark und Bärenpark planen diverse Veranstaltungen. Da liege es nahe, ein Stadtfest im Rahmen dieser Feiern durchzuführen. Eigenständig, aber «zweckmässigerweise mit dem Motiv des Bärenjubiläums». Wenn Bern festet – ist dies ursprünglich ein politischer Auftrag. 2010 hiess der Stadtrat mit 45 gegen 8 ein SP-Juso-Postulat gut, das vom Gemeinderat ein Grobkonzept für eine Stadtfete verlangte. Nein sagte damals die SVP. Zähneknirschend Ja die FDP, die aber gleichzeitig einwarf, das Fest dürfe die Stadt nichts kosten und sie dürfe es auch nicht selber organisieren. Danach sieht es nun nicht gerade aus: Die Bedeutung des Fests erfordere, dass städtisches Personal aktiv mitarbeite, schreibt der Gemeinderat. Und kosten soll es die Stadt eine halbe Million Franken. Wenn der Stadtrat diesen Betrag absegnet, zahlt die Burgergemeinde die gleiche Summe und hilft auch bei der Organisation, die letztlich ein Verein ausüben soll. Mit Sponsorengeld und Einnahmen vom Anlass selber soll ein Fest-Budget von 1,3 Millionen Franken zusammenkommen. Wenn Bern festet – soll das laut Gemeinderat zur Stadt und ihren Bewohnern passen. Die Regierung hat in ihrer Ankündigung deshalb gleich eine träfe Charakterisierung vorgenommen, die sowohl aufs Fest als auch auf Einwohner zutrifft: fein, nicht überdimensioniert luxuriös, gemütlich, mit einer Vorliebe für feinen Humor. Keinesfalls sollen das alle drei Jahre stattfindende Züri-Fäscht oder die jährlichen Fêtes de Genève nachgeahmt werden. Deshalb gäbe es auch nicht einfach ein Grosskonzert auf dem Bundesplatz und erst recht keine zweite Street-Parade. Wenn Bern festet – ist zwar noch nichts vorgegeben. Aber der Gemeinderat hat schon eine, eventuell ja vom Buskers-Festival inspirierte Idee, wie das Fest aussehen könnte: von Volksmusik bis Hip-Hop, vom Comedian bis zum Improvisationstheater. Angenommen, auch SCB und YB bieten 2013 Anlass zum Jubeln: Das Euro-Jahr wäre glatt Geschichte. Wolf Röcken>
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch