Ein Schriftzug weckt den Bären aus seinem Schlaf
Das Restaurant mitten in Lotzwil muss bald drei Mehrfamilienhäusern weichen. Nun hat eine Gruppe das Gebäude vorübergehend in ein Kunstobjekt verwandelt.

Die Tage des ehemaligen Restaurants Bären in Lotzwil sind gezählt: Die Bewilligung für eine neue Überbauung ist erteilt, wie Projektleiter Markus Gerber von der Duksch & Anliker AG in Langenthal bestätigt, die das Projekt für die zur Gruppe gehörenden AGB Baugroup plant und realisieren will. Entstehen sollen dort drei Mehrfamilienhäuser mit 33 Wohnungen sowie zwei Geschäftsräumen im Erdgeschoss entlang der Strasse. Noch dauert es allerdings, bis die Abbruchbagger auffahren. Vor den Herbstferien werde das kaum der Fall sein, so Gerber.
Der Bären würde also weiter vor sich hindösen, wäre er nicht eben aus seinem Dornröschenschlaf geweckt worden. «Lotzu» prangt in grossen Buchstaben auf der strassenseitigen Fassade, ergänzt durch «entdecke» in kleiner Schrift. Verantwortlich für die Kunstaktion ist eine Gruppe um den Lotzwiler Stefan Gerber, die sie in einer nächtlichen Malaktion realisierte.
Bedeutung aufzeigen
Er fahre täglich mindestens viermal an dem inzwischen leeren Haus vorbei, hält der Initiant fest. Seit zehn Jahren wohne er nun im Dorf. «Als ich an der ersten Gemeindeversammlung teilnahm, fand diese im Saal des Bären statt. Auch viele Vereine luden dorthin zu ihren Anlässen ein.» Es sei deshalb ein wichtiges Zentrum im Dorf, das mit dem Bären verschwinde, hält Stefan Gerber fest. «Seine Bedeutung geht über die markante Erscheinung im Ortsbild hinaus.»
Mit seiner spontanen Idee sei er deshalb im Dorf auf breite Unterstützung gestossen. Unter anderem vom Gemeinderat sowie vom Orts- und Verschönerungsverein, aber auch von vielen Privaten, vom Gymnasiasten bis zum Senior. Schliesslich liess sich auch die Bauherrschaft dafür gewinnen. Ein wichtiger Sympathisant war Alex Steiner vom ortsansässigen Malergeschäft. «Ohne das Gerüst, das er gratis zur Verfügung stellte, wäre es nicht gegangen», macht Stefan Gerber klar.
Den Schrifttyp für seine Kunst am Bau kopierte der Initiant vom grossen Silo der Mühle beim Bahnhof. «Damit ergab sich eine weitere Referenz an unsere Dorfgeschichte», stellt Stefan Gerber fest: Die Mühle ist nicht nur der älteste Gewerbebetrieb von Lotzwil, seit fünf Generationen im Besitz der Familie Aeschlimann. Vom Seniorchef der Firma erfuhr Gerber zudem, dass das Silo 1950 gebaut wurde – im gleichen Jahr wie der Bären.
Nun, da das Werk vollendet ist, hofft der Initiant, dass es Einwohner wie Passanten auf Lotzwil aufmerksam macht, das Nachbardorf von Langenthal, das sich dort dieser Tage auch im Regionalfenster des Museums vorstellt. «Vielleicht animiert es sogar zum Besuch der Ausstellung.» Viel zu «entdecke» gebe es allerdings auch in «Lotzu» selbst und seiner Umgebung. Davon liess sich Stefan Gerber in den letzten zehn Jahren selbst überzeugen.
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