Randgeschichten aus dem SchwingenEin Schreckmoment – und erneut Fehlentscheide der Kampfrichter
Bereits diverse Schwinger kämpfen mit Blessuren, für einen jungen Berner ist die Saison schon gelaufen. Derweil dürften sich die Befürworter des Videobeweises bestärkt fühlen.

Die Verletzungshexe treibt ihr Unwesen
Auf einmal wird es in Frauenkappelen ruhig. Severin Staub bleibt liegen, nachdem er im vierten Gang unglücklich auf den Rücken gefallen ist. Der Oberaargauer bewegt sich kaum, die Sanitäter brauchen entsprechend lange, bis sie ihn mit der Bahre vorsichtig mobilisieren können. Am Montag gibt Staub Entwarnung: Bei der Aktion drückte zwischen dem fünften und sechsten Halswirbel die Bandscheibe auf den Nervenkanal, weshalb er ein Kribbeln in den Armen verspürte. Zusätzlich zog er sich eine Gehirnerschütterung zu.
Für Staub ist die Saison zu Ende. Und er ist bei weitem nicht der einzige, der sich bereits wenige Wochen nach dem Auftakt ins Lazarett begeben muss. Der Ostschweizer Hoffnungsträger Werner Schlegel hüllt zwar den Mantel des Schweigens über seine Verletzung, er kann jedoch wohl erst in sechs Wochen wieder in die Zwilchhosen steigen. Weniger ernsthaft verletzt als befürchtet hat sich derweil der Seeländer Dominik Roth – womöglich wird er bereits am Samstag am Oberaargauischen in Kirchberg wieder mittun können.
Zwei äusserst strittige Resultate
Ob im Fussball oder Schwingen – es wird gemotzt. Gut, im Nationalsport ist der Tenor gemässigter, aber die jüngsten Fehlentscheide der Kampfrichter werden an den Stammtischen landauf, landab kontrovers diskutiert. Am Baselstädtischen Schwingertag bodigte Joel Strebel im Schlussgang Nick Alpiger, bei der entscheidenden Aktion hatte der Freiämter seine Hände aber nicht an den Hosen, sondern an den Schultern seines Gegners – das Resultat hätte nicht gegeben werden dürfen.
Zumindest umstritten war die Szene im dritten Gang des Mittelländischen, als Fabian Staudenmann gegen Matthias Aeschbacher reüssierte. Nur: Wie die TV-Bilder zeigen, lag der Unterlegene kaum ganz mit dem Rücken oder bis Mitte beider Schulterblätter im Sägemehl. Befürworter des Videobeweises mag es im Schwingsport zumindest unter den Direktbeteiligten noch immer wenige geben – jene, die dafür weibeln, werden sich nach den Ereignissen in den letzten Tagen jedoch gewiss bestärkt fühlen.
Die Bürde des Sensationssiegers

Den 12. Juni 2022 wird Josias Wittwer nie mehr vergessen. An jenem Sonntag erlebt der Reichenbacher auf dem Stoos seine Sternstunde. «Es fing einfach an zu laufen und wollte nicht mehr aufhören», sagt er nach seinem sensationellen Sieg im Schlussgang über Christian Schuler – dem fünften an diesem Nachmittag mit der Maximalnote. Ungleicher hätte das Duell kaum sein können: Hier der Oberländer, mit bis zu diesem Zeitpunkt 14 Kränzen «einer von vielen», dort der fünffache Eidgenosse und 17-fache Kranzfestsieger.
Doch dieser Triumph scheint für ihn mehr Bürde als Würde zu sein. Mit den dadurch verbundenen Erwartungen hat er zu kämpfen, nicht ein einziges Mal mehr holt Wittwer den Kranz – bis zum vergangenen Wochenende. Am Mittelländischen klassiert er sich im 5. Rang und darf erstmals wieder vor die Ehrendamen hinknien.
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