Ein Schatten liegt über dem Quartier
Der Frust sitzt tief bei den Hausbesitzern in der Bahnhofmatte. Grund ist ein Bauvorhaben nebenan. Die Gemeinde will mit Blöcken verdichten, Anwohner sprechen von Verhältnisblödsinn.

Die Gärten sind sorgsam gepflegt. Die Terrassen laden zum Verweilen ein. Das Quartiersträsschen sieht aus, als wäre es eben frisch geteert worden. In den letzten zehn Jahren ist in der Zäziwiler Bahnhofmatte eine kleine Idylle aus Ein- und Mehrfamilienhäusern entstanden. Eine Idylle, mit der es bald vorbei sein könnte. Das zumindest befürchten zahlreiche Bewohner der Siedlung. Schuld daran ist in ihren Augen die Gemeinde mit ihren Wachstumsplänen.
Konkret geht es um ein Bauvorhaben gleich nebenan, um die «Überbauung am Zäzibach», wie das Projekt offiziell heisst. Bauherrin ist eine Krankenkasse. Geplant sind 30 Mietwohnungen, verteilt auf drei Blöcke, die insgesamt drei Etagen hoch würden. Für eine zugehörige Tiefgarage, soll das Land zusätzlich um fast einen Meter aufgeschüttet werden.
Es ist ein klassisches Verdichtungsprojekt ganz im Sinne des neuen Raumplanungsgesetzes. Dieses schreibt den Gemeinden vor, der Zersiedelung ein Ende zu setzen und gegen «innen» zu wachsen. Die Parzelle direkt am Bahnhof ist dafür prädestiniert, weil zentral gelegen und bestens erschlossen.
Stille Vorboten und Ärger
Raumplanerisches Credo hin oder her – im Quartier regt sich Widerstand gegen das Projekt. Cornelia Stettler zog vor rund zehn Jahren mit ihrem Mann und den beiden Kindern in ein Doppeleinfamilienhaus auf der Bahnhofmatte. Stettlers gehörten zu den ersten Eigentümern im noch jungen Quartier. Vom geplanten Neubau wären sie unmittelbar betroffen.
Nur wenige Meter neben der Sonnenterrasse ragt ein zwölf Meter hohes Bauprofil in die Höhe. Ein stiller Vorbote auf das, was auf das Quartier zukommen könnte: Die Wohnblöcke würden die angrenzenden Häuser an der Bahnhofmatte deutlich überragen. Oder wie Cornelia Stettler es ausdrückt: «regelrecht einmauern». Die Sonne würde künftig früher von den Blöcken verschluckt und diese Schatten auf das Quartier werfen.
Dass dereinst nebenan gebaut wird, habe man zwar gewusst. «Was uns stört, sind die Dimensionen. Das ist völliger Verhältnisblödsinn.» Kopfschüttelnd schaut sie auf den hohen Metallpfeiler. «Wir fühlen uns übergangen.» Mit diesem Gefühl ist sie nicht allein. Es hat viele in der Nachbarschaft beschlichen. «Ohne uns wäre die ganze Überbauung der Bahnhofmatte gar nie zustande gekommen. Und jetzt das», so der Tenor im Quartier. Was damit gemeint ist, verrät ein Blick in die Vergangenheit.
Einst ein Sorgenkind
1994 erwarb die Gemeinde das Land südlich der Bahnlinie. Erst wollte man Gewerbe ansiedeln, dann eine enge Blocksiedlung errichten. Für beide Pläne fehlten indes die Interessenten. Der Landkauf drohte für Zäziwil zum Verlustgeschäft zu werden.
«Wir fühlen uns übergangen.»
Erst als die Gemeinde Vorschriften anpasste und auch den Bau von Einfamilienhäusern zuliess, drehte der Wind. Nach und nach konnte Zäziwil das Land wieder veräussern. Cornelia Stettler ist enttäuscht von der Informationspolitik der Verantwortlichen. «Wir hätten uns gewünscht, dass man mit uns das Gespräch sucht.»
Gemeinde legte Pläne auf
Mit den Vorwürfen konfrontiert, verweist der zuständige Gemeinderat Christoph Iseli auf die Ortsplanungsrevision, die 2013 von der Bevölkerung angenommen wurde. Die Revision beinhaltete auch die Umzonung der Parzelle neben der Bahnhofmatte. «Damals bestand die Möglichkeit zur Mitwirkung», erklärt er. Man hätte sich damals wehren müssen.
Den Einwand der Anwohner, dass Zonenpläne nicht jedermanns Sache sind und zuweilen kryptisch daherkommen, die Umzonung überdies im Gesamtpaket der umfassenden Revision «versteckt» gewesen sei, lässt er nicht gelten: «Auf der Gemeinde waren die entsprechenden Pläne aufgelegen.» Die Bauverwaltung sei ausserdem stets bereit, bei Unklarheiten weiterzuhelfen. «Aber man muss sich auch um diese Hilfe bemühen.»
Gleichzeitig betont Iseli, dass er die Sorgen der Betroffenen verstehe. «Klar, die Situation ist schwierig für die Beteiligten. Es hätte auch sein können, dass nochmals Einfamilienhäuser gebaut werden.» Diese Entscheidung liege aber bei den Bauherren. Die Entwicklung entspreche dem Lauf der Dinge. Zäziwil stehe zu einer verdichtete Bauweise. «Wir wollen uns weiterentwickeln und die wenigen Baulandreserven, die uns bleiben, optimal nutzen.» Die Bewohner der Bahnhofmatte kündigten derweil an, sich mit Einsprachen zur Wehr zu setzen.
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