Ein offenes Ohr für Randständige
Die Gruppe von Randständigen am Bahnhof wird wöchentlich von einem Suchtberatungsteam besucht und unterstützt. Dieses Angebot muss die Gemeinde künftig selber bezahlen.

Es ist seit Jahren etwa dieselbe Gruppe Menschen, die sich am Lysser Bahnhof trifft. 10 bis 15 Personen, hauptsächlich Männer, ein paar wenige Frauen, stehen beieinander oder sitzen auf den Bänken, trinken Bier, diskutieren, streiten auch mal. Obdachlose sind es nicht – aber Randständige. Sie haben irgendwann im Leben die falsche Abzweigung genommen und sind nun in einer Sackgasse oder mindestens an einem schwierigen Punkt im Leben angelangt.
Es gab eine Zeit, da löste diese Gruppe bei anderen Passanten Unbehagen und Unsicherheit aus, sie wollten von den Betrunkenen nicht gestört oder belästigt werden. Die Reklamationen bei der Gemeinde häuften sich. «Seit einigen Jahren hat sich die Situation aber merklich verbessert», sagt Heinz Lüthi, Abteilungsleiter Soziales. Grund dafür seien die Einsätze der ambulanten Suchthilfe Contact. Ein gemischtes Team, darunter eine Psychiatriekrankenschwester und Sozialarbeiter, besuchen die Randständigen einmal pro Woche für mehrere Stunden.
14000 Franken jährlich
Diese mobilen Interventionen beinhalten ein breites Angebot an Hilfestellungen für die Randständigen. Die Mitarbeitenden von Contact machen Gesundheitschecks, klären über die Risiken der Sucht auf, schlichten Streit, begleiten die Betroffenen zum Sozialamt und haben einfach mal ein offenes Ohr und Herz für diese Menschen. «Diese niederschwellig aufsuchende Sozialarbeit ist in Städten und Regionalzentren wie Lyss enorm wichtig», sagt Heinz Lüthi. Contact sei auch in Bern, Biel, Thun, Burgdorf, Langenthal und Interlaken aktiv.
Der Leistungsvertrag mit Contact läuft seit drei Jahren. Bis Ende 2018 finanziert der Kanton Bern das Angebot. Im Zuge der Sparmassnahmen im sozialen Bereich hat der Grosse Rat auch dort den Rotstift angesetzt. Will die Gemeinde die Zusammenarbeit mit Contact fortführen, muss sie die Leistungen selber bezahlen. Die Kosten für die Suchthilfe belaufen sich auf 14000 Franken pro Jahr. Heinz Lüthi: «Das Geschäft war im Gemeinderat unbestritten. Das ist für mich sehr erfreulich, das ist wirklich gut investiertes Geld.» Der unbefristete Leistungsvertrag mit Contact läuft ab Januar 2019.
Wunsch nach einem Hüsli
Die Randständigen äusserten bei der Gemeinde auch schon den Wunsch nach einem eigenen Treffpunkt; einem Häuschen oder Unterstand beim Bahnhof. «Wir haben das geprüft und wieder verworfen», sagt Lüthi. Dies, weil die Gruppe für einen solchen Bau dann doch zu klein sei. Auch sei es mittlerweile so, dass der Betreiber eines kleinen Cafés am Bahnhof die Gruppe an seinen Tischen sitzen lässt.
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